Die Frage nach dem Warum

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  • Published 11 years ago

Matthias hat nach unseren Leidenschaften gefragt. Also habe ich nachgedacht, und versucht, herauszufinden, warum ich (und vielleicht auch andere) das mit dem Bloggen mache.

Ich würde sagen, die ganze Misere nahm mit dem Schreiben darüber ihren Anfang. Man sitzt da und nimmt einen Stift in die Hand, schreibt ein paar zaghafte Worte auf eben noch jungfräulich weißes Papier und schon weiß man nicht mehr, wo einem der Kopf steht.

Vielleicht war es früher einfacher, sich hinter Wörtern zu verstecken, sie zu Wortschutzschilden gegen die unliebsame Umwelt zu formen, doch die Wahrheit ist, es ist nicht einfach, sich zu verstecken, in einer Welt, die nicht mehr stehen bleiben will. Eine Welt, die das Pausieren verlernt hat, braucht Anker und Ketten, die an den Ankern hängen. Um diese Anker und Ketten geht es mir. Darum, dass das geschriebene Wort, der zu Ende gedachte Gedanke, jemandem dort draußen einen Halt geben kann. Wenn auch nicht für immer, so hoffentlich zumindest für einen Moment. Ich möchte Ankerwerfer sein.

Jeder Mensch liest für sich alleine. Wahrscheinlich ist gerade dies der Hauptgrund für die Kraft, die hinter einem Satz zu stehen vermag. Meist gerade hinter Sätzen, die auf den ersten Blick gefahrlos scheinen. Ich meine nicht die allseits bekannten Phrasen, nicht das große "Ich liebe dich" in all seinen Varianten. Nein, mir geht es um die Art von Wortfolgen, die berühren, ohne anzufassen. Jeder Mensch liest für sich alleine, ich wiederhole mich da gerne. Wir Menschen tendieren dazu den Dingen nicht die nötige Ehrfurcht und Wichtigkeit beizumessen. Um nun also korrekter zu werden, muss ich eigentlich sagen: Jeder Mensch fühlt für sich alleine. Denn lesen ist fühlen. Fühlen auf eine der tiefgreifendsten Arten, die es gibt.

Wenn es Worte gäbe, um auszudrücken, was jene empfinden, die Schreiben, gäbe es bestimmt bald keine Autoren mehr. Denn was gäbe es zu erzählen, wenn gesagt werden könnte, warum es etwas zu erzählen gibt?

Vielleicht ist das alles aber auch nur das Ende zu einer Geschichte, die kein Ende haben darf. Wir sollten es heraus finden. Weil wir alle Autoren unserer Gefühlsweltniederschriften sind.

Einheitsgedankenmarmelade

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  • Published 11 years ago

Sie klatschten sich Herzen an die Stirn, weil sie es nicht anders gelernt haben. Sie wissen nicht, warum das keine Liebe ist. Sie schreiben Tagebucheinträge epischen Inhaltes, weil man ihnen sagte, dass Schreiben hilft. Sie wissen nicht, warum Schreiben erst hilft, wenn man darüber redet.

Platitüdenzwang. Einheitsgedankenmarmelade. Wir sind doch alle nur traurige, verlorene Seelen ohne Zukunft.

Wenn man wortlos ist

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  • Published 11 years ago

"Sag, was sagt man zu einem Menschen, dem man nichts mehr zu sagen hat?"

"Vielleicht muss man nichts sagen, sondern einfach einmal schweigen. Oder meinst Du, es muss etwas gesagt werden?"

"Wenn der Zwang, zu reden, ohne etwas zu sagen zu haben, besteht, muss man doch etwas sagen, oder?"

"Ich würde dir ja  'dann rede, aber sag nichts' raten, aber das bringt dich nicht weiter, fürchte ich."

"Das Problem ist, ich kann nicht. Ich würde gerne reden, ohne etwas zu sagen, aber es geht nicht, da ist einfach nichts. Keine Worte, nicht einmal mehr wirklich Wörter."

"Du? Ich finde, Du solltest nicht in der Nähe dieses Menschen sein."

"Das ist mir ja bewusst, nur geht es um einen Menschen, der mir sehr wichtig ist und zumindest auf Grund von Erinnerungen auch immer noch ganz tief bei meinen Herzmenschen verankert ist."

(Danke, farbenmaedchen.)

Teetassenumschließen

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  • Published 11 years ago

Die Mulde zwischen Leere und Einsamkeit befindet sich in etwa zwei Zentimeter vom Heizungsregler entfernt. Das Lochriffelblech auf der Heizung kommt seiner Hauptbeschäftigung, mir zu demonstrieren, wie schmal die Wege sind, die am Randgebiet wohliger Wärme liegen, entmutigend effektiv nach. Irgendwo im Grenzbereich zum cinematesk überweich gezeichneten Hintergrund blinkt eine Digitaluhr. 0:00. Aus. 0:00. Aus. Die Minuten zählt sie nur vor, behalten muss ich sie selbst. Ich versuche, mich zu sammeln. Meine Nase versucht während der Ewigkeit, mir von dem nebenstehenden Tee zu erzählen. Jetzt höre ich hin. Teetassenumschließen gehört zu den beruhigendsten Tätigkeiten für Hände. Wenn die Tasse leer ist, beschließe ich, rufe ich dich an.

Birth of a Book

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  • Published 11 years ago

(ohne Worte. Dafür mit sehr viel Liebe.)

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Grauer Schmetterling

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  • Published 11 years ago

Man müsste eine Pfauenfeder sein. Dann könnte man sich nicht nur darauf verlassen immer und zu jedem Anlass angemessen gekleidet zu sein, nein, man hätte sogar nahezu immer die Blicke aller umstehenden sicher. Zugleich wäre man aber fragil und schützenswert und daher sicher davor, in endlose langatmige Gespräche verwickelt zu werden. Man müsste auch auf Empfängen nicht nur profanen Sekt trinken, sondern könnte ihn mit Orangensaft anreichern. Mit einem kurzen betörenden Schwenk des Federauges bekommt man sicher auch Curacao dazu und kann sich rühmen, eines der farbenfrohsten Getränke im Saal genießen zu dürfen.


Bukowski hätte es sicher gemocht, eine Pfauenfeder zu sein, wenn er nicht so verliebt darin gewesen wäre, ein grauer Schmetterling zu sein, der die Pfauenfedern zielsicher und niederschmetternd analysiert.

Don't go

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  • Published 11 years ago

I keep on hoping that we\'ll find another reason to compromise.

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Was ich fühle

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  • Published 11 years ago

Bevor ich dich kennen lernte, wusste ich nicht, was Chris Martin meint, wenn er "when you love someone but it goes to waste" singt. Liebe ist ein großes Wort. Ich nahm mir schon oft vor, es seltener in den Mund zu nehmen, überhaupt auch vorsichtiger damit umzugehen. Doch ist das mit der Liebe nicht so einfach. Insbesondere nicht, wenn so wundervolle Menschen wie du in mein Leben treten.

Du kamst und hast mich zum Lachen gebracht, einfach so. Gleichzeitig warst du da und hast zugehört und ich hörte dir zu. Wir lernten, uns zu vertrauen. Wir lernten uns kennen. Die Magie, die von dir ausging, war an manchen Tagen kaum in Worte, an anderen nur gar schwerlich in Bilder zu fassen. Ich liebte dich.

Das Gefühl, verliebt zu sein ist einzigartig. Jeder Mensch fühlt jedes Mal wenn er liebt ein bisschen anders. Dass, was wir beschreiben, wenn wir gefragt werden, was wir denn fühlen, ist Zuneigung. Innige Zuneigung wahrscheinlich, doch nicht mehr. Liebe kann man nicht beschreiben. Du sagtest einmal, Liebe ist. Du bist.

All das habe ich dir nie gesagt. Ich hatte Angst. Furchtbare Angst. Du warst als Freundin zu wichtig geworden. Bei allem, was in mir vorging, ist es immer am wichtigsten für mich gewesen, dass du glücklich bist, weil du mich glücklich machtest, mich zur Not festhieltst mit deinen sanften Worten und deiner warmen Stimme. Ich brauche dich.

Eines Tages, in einem anderen Leben, erzähltest du mir, dass du dich verliebt hättest. Natürlich hast du das nicht so gesagt. Dazu spürtest du zu gut, wer du für mich warst. Doch ich kannte dich auch. Deine Zeilenzwischenräume sind schon längst zu meiner Wahlheimat geworden. Also fing ich an zu kämpfen. In mir. Versuchte erst und natürlich unsäglich lang, mir einzureden, dass das ja keine Rolle spielt, weil ich ja trotzdem mehr zähle. Du hast nie geblockt. Du wurdest nicht verschlossener. Das hat mich bestärkt.

Wie dumm ich war, wurde mir klar, als wir über deine Zukunft redeten. Nie zuvor hattest du so offen über deine Gefühle geredet. Nie zuvor, war es für mich so schwer, da zu sein. Mein Herz rebellierte. Bald schon brachen die angestauten Zuneigungsgedanken wasserfallartig aus mir heraus. Und Du hast mich förmlich in die Arme geschlossen mit deiner Art, mir zu sagen, dass alles okay ist. Dass du dies spürtest.

Ich möchte dir das Ende der Geschichte verraten. Ich werde immer für dich da sein, doch ich liebe dich nicht mehr. Zuneigung, höchstmögliche Zuneigung und mehrere dicke Scheiben Vertrauen sind, was ich fühle.

Zeit

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  • Published 11 years ago

Dann soll es in Ordnung sein. Was dabei in Ordnung ist, spielt keine große Rolle. Hauptsache, man kann sich dekadent in einen Sessel fallen lassen und mit einem Glas Wein in der einen und einer Zigarette in der anderen Hand "Weißt Du, im Grunde ist alles in Ordnung" sagen. Du würdest etwa einen Meter entfernt sitzen, auf der anderen Seite des Tisches, in einem exakt identischen Sessel, ebenso mit Wein und Zigarette. Deine Zigarette wäre nicht angezündet. Du warst schon immer der Klischeesuchende, geradezu zwanghaft jedes Detail im Leben anordnen wollend, als ob jeder Moment ein Diorama in der Alten Nationalgalerie wäre.

Aber das Leben ist genausowenig eine endlose Kette von aufgehangenen Bildern, wie es kein Kinofilm ist. Ich habe lange gebraucht, um dies zu verstehen. Und doch habe ich es bisher nicht geschafft, dir das begreiflich machen zu können. Du bleibst gefangen in deiner Zeitschleife und ich schaue in Sepiafärbung zurück auf die Tage, an denen wir anfingen in unterschiedlicher Geschwindigkeit zu leben. Korrekter: An denen ich mein Leben beschleunigte und du stehen bliebst. Du hast dein Leben im Hier und Jetzt eingetauscht gegen das Leben der Bücher und Malereien, das Leben der Schweigenden, derer, die sich nicht mehr wehren können gegen Deine Gier alles beurteilen zu müssen, in alles denunzierend zu intepretieren. Es gibt angenehmere Zwangsneurosen.

Es hätte alles ganz anders kommen können. Weißt Du noch? Damals, als wir gerade Siebzehn waren und unter der Eiche auf der anderen Seite des Feldes den alten Mann sahen? Ich habe mich oft gefragt, warum wir unbedingt zu ihm gehen mussten. Sicher, wir waren jung. Wir dachten, wir würden die Welt mit dem Daumen halten können, so wie es Basketballer tun, wenn sie mit ihrer Welt spielen. Keiner von uns hatte jemals auch nur einen Basketball in der Hand gehalten. Wir waren Sport so elegant ausgewichen, wie man Sport nur ausweichen kann, wenn man in einer Großstadt wie dieser aufwächst. Daher wussten wir nicht, wie schwer es ist, den Ball auch nur eine Achtelsekunde auf dem Daumen zu halten. Noch weniger wussten wir davon, wie schnell er sich dreht, wenn er dort bleibt, wo er bleiben soll.

Wir standen. Regungslos. Besinnungslos. Ich habe bis heute nicht ergründen können, was auf den Metern vor der Eiche passierte. Wahrscheinlich werde ich es nie verstehen. Höchstwahrscheinlich ist das auch gut so. Arvijd steht noch heute ungebrochen neben der Eiche, wie ein Fels in der Brandung. Zumindest, wenn ich die Augen schließe. "Die Zeit steht still für den, der geht und rennt vor dem, der steht" hatte er uns mit geradezu gespenstig ruhiger Stimme entgegen als er sah, dass wir ihn bemerkt hatten. Ich konnte mich nicht halten. Ich hatte Angst. Ich lief weg. Du bliebst.

Später hast Du mir einen langen Brief geschrieben. Es war der erste Brief, den Du mir geschrieben hast. Es war der einzige Brief, den du je geschrieben hast. Du hast versucht, mir zu erklären, was Arvijd gesagt hat. Du. Dabei konntest Du das gar nicht. Die Zeit hatte Dich schon verlassen. Einzig die standhaftesten Eigenschaften einer Persönlichkeit werden nicht vom steten Fluss der Zeit mitgerissen. Du warst schon immer derjenige von uns, der den Blick zurück gerichtet hatte. Ich habe dir immer Don\'t look back in Anger vorgespielt und bin weggelaufen. Nach vorne. Lieber wollte ich tausendmal von unbekannt Neuem verschreckt werden, als mir länger als zwingend nötig Gedanken über Vergangenes zu machen.

Als Du anfingst, Tagebuch zu schreiben, nahmst Du mich in den Zeilenzwischenräumen gefangen. Erst haben wir beide das nicht gemerkt, doch als es uns auffiel, war es zu spät. So war ich gebunden, für immer, stehen zu bleiben und zugleich weiter zu gehen. In der Zeit zu reisen, wenn auch nur in dem kleinen Raum zwischen deinen Worten, bestimmt mich. Du hast von all dem, was all die Jahre passiert ist, nicht viel mitbekommen. Ich würde gerne wissen, wie du es geschafft hast, die vielen tausend Seiten zu füllen, die sich um deinen Sessel stapeln. Deine Augen könnten Geschichten erzählen. Gibst Du diesen Geschichten eine Heimat?