Meandering Soul

This day is done, I'm going home.
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From time to time, I create works of fiction. Usually, these are short or very short stories. Don’t be suprised, to find something else entirely behind the items in this list though.

2015

Fast mechanische Bewegungen (February)

Du hast mir schon so viele wunderbare Briefe geschrieben. Ich habe mir immer gerne vorgestellt, dass du nur deshalb nicht mit mir geredet hast, wenn wir uns auf einen Nachmittagskaffee im Parisienne trafen, weil dein Kopf schon wieder in den Zeilen hing. Wie oft habe ich dir geantwortet? Hast du meine achtlosen, nein, nicht achtlosen, da vergaß ich einen Buchstabe; hast du meine machtlosen Antwortzeilen aufgehoben? Ich habe jedes sorgsam gefaltete Blatt deiner Korrespondenz verwahrt.

2014

Vom Smartphone in der Gaststätte (November)

Schon als Anton klein war, war er immer gerne unterwegs. Als Smartphone wusste er immer den Weg, hatte auf alle Fragen eine Antwort und fand für seinen Halter immer einen Ort für ein gutes Glas Bier. Einmal wurde Anton auf eine Familienfeier mitgenommen. Er freute sich schon, denn in seinem Speicher waren viele Fotos und Videos von der ganzen großen Familie. Auch freute er sich, seine Smartphonefreunde wieder zu sehen. Sie sprachen zwar oft ein paar Worte, wenn sich ihre Halter Kurznachrichten austauschten, aber es ist eben was anderes, wenn man im selben WLAN funkt.

2013

Briefe an M (October)

This is a collection of letters I should have sent to a very special person. Instead of sending them, over the years, I post them here in the hopes they read them anyway.

In Wahrheit nie (October)

Schreibst du mir ein Ende? Enden tun weh. Ich möchte nicht aus deiner Welt gerissen werden. Ich möchte überhaupt nicht gerissen werden. Risse heilen nicht. Gute Enden sind selten. Geschichten, die ein gutes Ende nehmen, nicht. Nur passiert zu oft - also immer (in Wahrheit demzufolge nie) - zu viel bis zu diesem ominösen Ende. Selbst der kleine Prinz war am Ende einfach nicht mehr da. Sei nicht einfach nicht mehr da.

2012

Ben (September)

Das Klingeln des Telefons in der Ferne rief Ben seine Umwelt wieder in den Kopf. Er war mal wieder entschwunden gewesen in seinen geliebten Tagträumen. Denen, wo er bei Sophie war, anstatt in diesem Büro malochen zu müssen. Wenn der Auftrag doch nur endlich erledigt wäre. Dann könnten sie jetzt an den Strand gehen und, wie so oft schon, bis spät in die Nacht hinein dort liegen und der Natur lauschen.

Worte. Wortgruppen. Sätze. Satzgruppen. (September)

Vor mir liegt eine Zettelwirtschaft voller Worte. Wortgruppen, Sätze, Satzgruppen. Nichts wirklich zusammenhängendes und doch alles auf die gleichen Fragen hinauslaufend. Bin ich der, der ich sein sollte? Bist du die, die du sein solltest? Sind wir die, die wir sein sollten? Und überhaupt, was ist “Wir”, “Du”, “Ich”? Du sagst nichts. Du kennst jedes dieser Worte. Hast bei vielen die Bewegung von Hand und Feder mit deinen großen beständig wundernden Augen aufmerksam mitverfolgt.

Okay (July)

Stille. Irgendjemand schreibt ein paar Zeilen auf ein Blatt Papier, faltet dieses, legt es in einen Umschlag und steht auf. Wenige Meter entfernt steht ein Briefkasten. Geradezu angsteinflößend grell leuchtet seine Signalfarbe in die grau-graue Umwelt. Klappe auf. Ein kurzes Flippen der Hand. Klappe zu. Trubel. Menschenmassen strömen durch die Straßen. Es ist Tag. Irgendwo ist etwas passiert. Alles eilt. Doch an einer Hauswand steht jemand und öffnet einen Briefumschlag. Das Papier wird nass, ein flüchtiger Blick an den fast zu blauen Himmel verrät den Grund.
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2011

Im Moment (December)

Einen Schritt zu weit gehen und dann einfach fallen lassen und nicht zum Rand der Klippe zurück blicken, dich noch sehen, in Gedanken, oben stehend, in Panik herab in die Tiefe schauend. Zögernd. Würdest du hinterher springen, wenn ich deine große Liebe wäre? Es gibt Fragen, die sollte man sich nicht stellen. Erst recht nicht mitten in der Nacht in einem zu leeren Zimmer in einer zu leeren Wohnung in einer zu wachen Straße in einer just in diesem Moment zu lauten Stadt.

Schokoweihnachtsmänner (December)

“Ich will aber jetzt einen Schokoweihnachtsmann essen! Ich will ich will ich will!" “Aber die Weihnachtsmänner sind alle Schatzi, du hast sie mal wieder alle schon gegessen." “Dann will ich ein Rentier." “Aber…" “Ich will ich will ich will” “Aber…" “Wa-wa-wa-warum haben Schokoweihnachtsmänner keine Rentiere?" “Weil du sonst fett wirst.” Ich dachte, das wäre es gewesen. Natürlich, beleidigend, aber wen kümmert das schon. Diskussionen über Schokolade werden früher oder später immer beleidigend.

Schlangenlinien (September)

Ich will stehen bleiben. Nur für einen Moment. Mich einmal nicht bewegen. Auch nicht im Kopf. Mir ist bewusst, sehr schmerzhaft sogar, dass das nicht geht. Doch gerade deswegen und genau deshalb wünschte ich so sehr, es wäre möglich. Es geht mir doch nur um ein paar Sekunden. Einen kleinen Moment Ruhe von dem ewigen Sturm, von den unendlich einströmenden Dingen, dem Zwang ständig zu fühlen. Zu reagieren und zu retrospektieren.
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2010

Das Ende (December)

Hier, an dieser Kreuzung, hier haben wir gestanden, letztes Jahr, am selben Tag, ungefähr zur selben Zeit, du und ich. Damals gab es noch kein wir. Damals hast du schüchterne Blicke auf den Boden geworfen und ich versucht den Mittelpunkt der Erde in meinen Jackentaschen zu finden. Damals. Heute gibt es kein wir mehr. Heute ist es zu Ende. Zu Ende, bevor es richtig anfangen konnte, bevor wir wir sein konnten, bevor alle Chancen ihre Zeit hatten.

Auf in den Tag (December)

Sechs Uhr Zweiunddreißig. Einsam schimmern die Siebensegmentanzeigen des Digitalweckers in die noch gnadenlose Dunkelheit des neuen Tages. Gemessen an der stechenden Kälte, der die den Wecker ausschaltende Hand ausgesetzt ist, während sie nach einem erfolgreichen Tastendruck die Fernbedienung sucht, möchte der Rest des Körpers gar nicht an das nun folgende denken. Musik ist das einzige, was den Rest des Körpers möglicherweise rechtzeitig dazu animiert, die wohlige Wärme des Bettes zu verlassen.

Tränen lügen nicht (December)

Tränen lügen nicht. Das wurde mir klar, als du wiederkamst, drei Jahre nachdem wir uns das letzte Mal begegneten. Alles hat sich verändert, seitdem. Zumindest kommt es mir so vor. Vielleicht habe auch nur ich mich verändert. Oder ich bin der einsame Fels in der Brandung, der unverändert allen Widrigkeiten trotzt und alles andere ist nicht mehr so wie früher. Du bist noch genau so wie du warst. Du versucht dich zu verstecken, hinter einer anderen Frisur, deinem “neuen Selbst”.
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