Auf in den Tag
Sechs Uhr Zweiunddreißig. Einsam schimmern die Siebensegmentanzeigen des Digitalweckers in die noch gnadenlose Dunkelheit des neuen Tages. Gemessen an der stechenden Kälte, der die den Wecker ausschaltende Hand ausgesetzt ist, während sie nach einem erfolgreichen Tastendruck die Fernbedienung sucht, möchte der Rest des Körpers gar nicht an das nun folgende denken. Musik ist das einzige, was den Rest des Körpers möglicherweise rechtzeitig dazu animiert, die wohlige Wärme des Bettes zu verlassen.
Ein kurzes klicken, noch einen Moment Ruhe, dann hat sich der Zufallswiedergabealgorithmus entschieden. Amos Lee. All My Friends.
Irgendjemand muss den Kaffee ansetzen. Das einzige mehr oder wenige wache Wesen im Haushalt zu sein bedingt leider, diese Aufgabe übernehmen zu müssen. Starbucks könnte wirklich endlich mal einen Lieferservice mit Abonnements und allem drum und dran einführen. Für diese Tage, an denen der Weg zur Kaffeemaschine nicht nur mit dem Kampf gegen erneutes einschlafen sondern auch mit dem gegen die unsägliche Kälte verbunden ist.
Radiohead. You and whose army?
Wenn die Liedabfolge nach dem Aufstehen den Tagesablauf bestimmt, wird das wohl eher einer der schlechteren Tage. Andererseits wird Melancholie nicht über, sondern unterbewertet. Außerdem ist der Kaffee gerade im fertig werden und das ist doch schon ein relativ ernst zu nehmendes Zeichen dafür, dass es zumindest kein ganz schlechter Tag werden kann.
Lykke Li. Paris Blue.
Einpacken. Zwiebelhautprinzipjunkie. Und dann noch ein paar Schals zur Dekoration, man kann nie genug Schals haben. Ein kurzer Blick auf das Thermometer suggestiert, dass mehr als ein paar Schuhe an den Füßen und mehr als eine Mütze auf dem Kopf auch durchaus eine Überlegung wert wären. Der darauf folgende Blick in den Spiegel sagt das genaue Gegenteil.
Auf in den Tag.