Meandering Soul

This day is done, I'm going home.
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Manuel

Er hatte die Blätter wieder auf den Tisch geworfen, unachtsam, Knicke provozierend. Vielleicht sollte er einfach erstmal raus gehen, ein, zwei, drei Mal um den Block laufen, atmen und die fünf Seiten dann noch einmal lesen. Das kann sie doch nicht so meinen.

Doch Marie meinte jedes Wort in dem Brief, bis auf eines. Liebe. Die meinte sie nicht mehr. Sie hatte versucht, über viele Absätze hinweg, zu erklären, warum, zu erklären, was fehlt und insbesondere zu erklären, was ist und was bleiben sollte.

Manuel hatte alles verstanden bis auf diese eine Sache. Sie waren doch so glücklich gewesen. (Ich war glücklich Manuel, ich bin glücklich, ich will mit dir weiterhin glücklich sein.) Warum, wie konnte, wie will Marie glücklich mit ihm sein, wenn sie nicht mehr mit ihm sein will? Er versuchte zu verstehen. (Du hast mich immer verstanden, und wenn du mal nicht wusstest, was zu tun ist, oder wie du helfen kannst, hast du trotzdem nicht aufgegeben, sondern versucht eine Lösung zu finden.) Diesmal verstand er nicht. Dieses eine Mal verstand Manuel Marie nicht. Nicht weil er nicht gekonnt hätte, nein, er wollte nicht. Er wollte nicht, dass sie aus seinem Leben ging. Hätte er doch nur etwas weniger zwischen den Zeilen gelesen.

(Die Hauptfolge meines Entschlusses hast du sicher schon — wie immer — heraus gelesen, doch sollst du, falsch, musst du wissen, dass ich dich nicht loslassen können werde, so sehr ich es zu wohl unser beider Wohl eigentlich sollte.) Da war sie, diese eine Stelle, kurz vorm Ende der vierten Seite, die Manuel beharrlich überlesen hatte. Doch genau dort war die Stelle, an der es Marie nahezu gelungen war zu schreiben, was sie wollte. Dass sie ihn nicht verlieren wollte, aber große Angst davor hatte, weil sie sah, wie er sich veränderte, stand nicht darin. Marie hatte die Hoffnung, dass er das rechtzeitig merken würde, wenn nicht, würde sie warten, vergessen war keine Option.

(Ich werde nicht aufhören können, an dich zu denken und mir regelmäßig sinnlos Sorgen zu machen. Nicht mal, wenn du mich genau darum bitten solltest. Es geht einfach nicht.)

  • Published in November 2010
  • 349 words