Stille
Gedanken zerbrechen in ihren Schutzhüllen bevor diese geknackt werden können. Flucht scheint die einzig mögliche Option zu bleiben. Doch die drängende Frage wohin und das mindestens ebenso unausweichliche wovor stellen sich unbeantwortet in den Weg. Unbeantwortbar. Wovor flüchtet man, wenn eigentlich alles in Ordnung ist? Wohin flüchtet man, wenn die vertraute Umgebung zumindest in Tilt Shift betrachtet doch der sicherste Ort der Welt ist?
Sich selbst nicht mehr zu kennen. Die große Angst vor der Stille im Innern. Die große Sucht nach der Stille für das Innere. Damit man beim Lauschen vielleicht doch noch das ein oder andere vergessene Wort findet und sich, mit etwas Glück, aus ein paar Gedankenfetzen wieder zusammen flicken kann. Der Fluss ist eisig und sogar von einer dünnen Schicht frischer Schneeflocken bedeckt. Den Fuß darauf zu setzen ist ein Wagnis, doch der Wald in der Ferne sendet schweigend seine Gastfreundschaft an die Augen. Wenn Mut in Tablettenform verkauft werden würde, wäre dies womöglich der Moment, an dem man anfangen würde, Pillen nicht mehr ganz so sehr zu verfluchen. Ein vorsichtiger Schritt, noch nicht ganz aufsetzen, es knackt schon um die Zehen herum. Zweieinhalb Schritte bräuchte man nur, sagt das Augenmaß, dann wäre man in Sicherheit. Zweieinhalb Buchstaben brauchte es nur, um die Mauern einzureißen, die die verlorene Sicherheit mit sich nahmen. Doch das ist jetzt nicht wichtig, im Grunde war das nie wichtig. Menschen machen Fehler, jeder weiß das und doch lässt man sich immer wieder auf das selbe Spiel ein. Jetzt den Fuß aufsetzen, dann schnell den anderen vorschwingen und mit einem beherzten Satz nach dem Ast auf der anderen Seite greifen.
Nur noch ein paar Schritte. Die Bäume werden geduldig zuhören und die Wunden heilen.