Meandering Soul

This day is done, I'm going home.
eFranes Penguin Avatar

How To Disappear Completely

21
Mar 2010

I go

Where I please

I walk through walls

I float down the Liffey

Radiohead

Wie klein die Welt geworden ist merkt man am besten beim verreisen. Da steigt man in Berlin Schönefeld ins Flugzeug und kaum zwei Stunden später ist man schon in Dublin. Kaum zwei Stunden später ist man an dem Ort, an dem jeder in seinem Leben mal gewesen sein sollte. Nicht nur, weil es einfach schön ist, sondern auch, weil es einfach anders ist. Natürlich gehört Irland zu Europa, natürlich teilt es große Abschnitte seiner Geschichte und Kultur mit uns Resteuropäern und doch: Es ist anders. Die Gelassenheit die überall in der Luft liegt, die aber trotzdem nicht das - für eine Großstadt einfach notwendige - hektische Treiben beeinträchtigt, sondern einfach spürbar ist. Entspanntere Menschen im Vergleich zu hier in Berlin.
Aber es ist eben doch auch spürbar anders dort. Mit London vergleichbar ist das ständige Treiben, das greifbare Leben, was doch immer einen Millimeter vor einem Halt macht, weil man nicht dazugehört. Man könnte aber, wenn man wollte. Man dürfte nämlich. In einem Reiseführer den ich las stand: “Im Pub findet jeder einen Gesprächspartner, wenn er denn einen sucht.” Meiner Auffassung nach gilt das nicht nur für Pubs. Es gilt für Irland. Zumindest für das, was ich davon gesehen habe.

Klischeehaft könnte man jetzt weiter schreiben “nette Leute, schönes Land, alles toll”. Stimmt zwar auch, so einfach ist es aber dann doch nicht. Irland wird ja gerne als “Die grüne Insel” bezeichnet, insofern war in meinem Kopf eine Insel voller Wälder. Etwas enttäuschend dann der Landeanflug mit der Feststellung, dass Bäume dann doch eher zu den selteneren Erscheinungen gehören. Schafe gibt es, Wiesen, Felder und Büsche. Das alles in Unmengen. Und ganz viel Wasser dazu. Soviel zum Land. In den Städten beweisen die Iren erstaunliche Integrationsfähigkeit. Schließlich muss man erstmal schaffen so lange Zeit britisch geprägt gewesen zu sein und trotzdem ein ganz eigenes Flair im Stadtbild auszustrahlen, dass zwar durchaus - insbesondere in Dublin - an einigen Ecken mal sehr sehr britische Züge hat, aber doch im Großen und ganzen wieder dieses angenehme “Anders” ausstrahlt, was alles dort so unvergesslich gemacht hat. Besonders begeistert haben mich die Schriftverzierungen einiger Gebäude, die zum Teil auf deren Geschichte hinweisen, teils aber auch höchst poetisch die Tragiken des täglichen Lebens beschreiben.

Man könnte noch endlos viel über die Schönheit und das Erlebte schreiben und dennoch, nichts fängt die Ausstrahlung dieses Landes und seiner Bewohner besser ein als es zu Besuchen. Am besten nicht als Massentourist, auch nicht unbedingt den Attraktionsplänen der Touristenbüros folgend, sondern am besten ganz auf klassische Entdeckerweise “immer der Nase nach”.

  • Published on March 21, 2010
  • 454 words