Meandering Soul

This day is done, I'm going home.
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All Eyes

15
Aug 2010

Bisher fand ich die Debatte um Googles Street View absurd. Mittlerweile finde ich leider nicht mehr genügend Gründe mich nicht daran zu beteiligen. Mir kommt es oft so vor, als ob in Deutschland eine seltsame Denkblockade in Sachen Privatsphäre vorhanden ist. Zu oft habe ich in der Vergangenheit gehört, dass man Angst hätte, wenn diese oder jene Firma dieses oder jenes Detaill aus dem Leben des Einzelnen kennt. Zu oft schnürte sich in mir beim Hören von absurden Erläuterungen über Datenschutz und Verlust der Kontrolle über die Privatsphäre etwas zu.

Datenschmutz und Privatehre.

Das Beste an der aktuellen StreetView-Debatte ist die Diskrepanz zwischen Bildern des öffentlichen Raumes in den Medien und der Berichterstattung über das Erfassen von Bildern des öffentlichen Raumes für die Medien. Denn nicht mehr als letzteres macht Google Street View letztendlich. Ich persönlich finde das wichtig. Ganz abgesehen von dem direkten Nutzen, dem nochmals erleichterten navigieren durch unsere Welt, liegt mir auch der langzeithistorische Wert der Aufnahmen am Herzen.

Eine der meiner Meinung nach für die Historiker bedauernswertesten Tatsachen ist, dass es von der längsten Zeit der Geschichte keine exakten fotografischen Aufzeichnungen gibt. Immer nur Halbwissen, was mühsam und garantiert mit Restunsicherheiten rekonstruiert werden kann. Heute sind wir Menschen soweit, dass wir quasi ständig ein quasi vollständiges Abbild unseres Lebens für die Nachwelt erhalten können. Was spräche dagegen das zu tun?

Nun, vielleicht der Verlust der Kontrolle über die Privatsphäre. Nicht mehr vollständig selbst bestimmen können, wann, wo und wie das tägliche Leben von wem wahrgenommen werden kann. Ich gebe ja zu, dass das durchaus so ist. Genau: Es ist schon so, wir werden doch sowieso schon an jeder Ecke von Überwachungskameras aufgezeichnet. Mal abgesehen von der besonderen Vorliebe der Klatschpresse auf Fotos von Wohnungen, Datschen, Gärten, Palästen, …

Wir haben die Kontrolle darüber, wann, wo und wie unser tägliches Leben von wem wahrgenommen wird doch schon lange verloren. Doch Tatsache ist, genauso wenig wie es irgendwen interessiert wenn man sich beim Döneressen mitten auf der Straße vollständig einsaut, interessiert es auch Google herzlich wenig, was genau da wann aufgenommen wurde. Mal abgesehen davon sollte man sich dann bevor man anfängt über das da draußen nachzudenken erstmal die Frage stellen, wie es denn hier in diesem gefährlichen Internet um die Sichtbarkeit der eigenen Daten (Ich sage bewusst Daten, denn zu Information werden sie erst durch die Kombinationsfähigkeit des Menschen.) bestimmt ist. Dazu gibt es von Google seit einiger Zeit die sogenannte Social Graph API. Die macht nichts böses, präsentiert einzig die gesammelten Verknüpfungen, die sowieso für jederman gut sichtbar im Internet stehen. (So sieht das dann zum Beispiel aus.)

Im Endeffekt finde ich dieses Argument betreffend die Ausführungen die Google selbst zu Aufklärungszwecken wegen der Street View Einführung in Deutschland veröffentlicht hat.

Möglicherweise spielt auch der Datenschutzaspekt bei vielen eine große Rolle. Auch mir ist die Sicherheit meiner Daten wichtig. Doch was heißt das? Eigentlich geht es doch nur darum, dass niemand unbefugtes an meine persönlichen Daten herankommt. Nun da gibt es ja bei diesem Street View ein offensichtliches Problem. Zumindest theoretisch könnte jeder Mensch auch einfach zu dem jeweilig festgehaltenen Objekt fahren und es in der Realität betrachten, es gibt also in dem Sinne keine zu schützenden Daten. Auch hier kann ich nur auf Googles eigene Ausführungen verweisen.

Am Ende ist PickiHH's Vorschlag Google solle doch für Street View eine Stiftung gründen vielleicht wirklich die einfachste und logischste Lösung. Wenn ich es mir genau überlege sollte Google das für fast alle Services tun, die sie anbieten. Wenn nicht mindestens für Maps (inklusive Street View), Earth und die gesamte Suche. Andererseits ist das natürlich auch irgendwie seltsames Wunschdenken von einer besseren sich selbst finanzierenden Welt.

  • Published on August 15, 2010
  • 608 words