Kann man ohne Serien leben?
Ich weiß nicht mehr genau, welche Frage ich Fee gestellt habe, als ich sie um einen Gastbeitrag bat, aber sie ging in die Richtung des Posttitels. Für mich selbst würde als Antwort ein mehr als deutliches “Nein!” folgen, doch um mich geht es nicht. Also, hier, ein Text über Serien und warum sie das Leben verändern können:
Kennt ihr das Gefühl, etwas absolut und bedingungslos zu wollen? Das Gefühl etwas zum Leben zu brauchen? Wenn alles, was einen beruhigen kann, diese Sache ist? Wenn man so glücklich ist wie nie zuvor, wenn man es hat? Das Gefühl, nur durch seine Anwesenheit vollständig zu sein und jetzt erst zu wissen, was solange gefehlt hat?
Wenn ihr seid wie ich, dann… habt ihr an eure Lieblingsserie gedacht.
Ich habe den Ruf als Fangirl dank Twitter weg – und ich finde es herrlich!
Doch darum geht es hier gar nicht, hier geht es darum, was es bedeutet, so viel von einer Serie zu bekommen, dass man seine Dankbarkeit nur schwer in Worte fassen kann. Doch ich muss es einfach versuchen. Über was sonst könnte ich einen Gastbeitrag verfassen?
Und weil ich diesem Beitrag ja einen professionellen Charakter einhauchen will, werde ich es ein bisschen strukturieren, sonst würde ich vermutlich nur wild durcheinander plappern… (Serienjunkies fällt es oft sehr schwer, sich im Moment des Fangirlens eloquent auszudrücken.)
Es folgen die Dinge, für die ich als Serienjunkie dankbar bin.
1.) Die Charaktere.
Ich kann mit voller Ernsthaftigkeit und Überzeugung sagen, dass gewisse Seriencharaktere mein Leben gerettet und entscheidend beeinflusst haben. Dass ich dank ihnen bin, wer ich bin.
Man lernt sie lieben für das, was sie nicht sind. Das klassische Mitfiebern verabschiedet sich unter einem Nebel von bodenloser Liebe und abartiger Fan-Hysterie. Es sind Figuren, bei denen du dich sicherer fühlst, als jemals zuvor, die dich zum lachen bringen, so viel öfter zum heulen, die mit einem einzigen Satz dein Leben verändern, in denen du dich bis ins kleinste Detail wieder findest, die ein Vorbild sind und dich begleiten. Es ist nicht nur so, dass man sie mag. Man muss wissen, dass es ihnen gut geht, dass sie ihr Glück finden. Es ist, als würde man sich eine kleine, eigene Familie aufbauen.
Das wohl beste Beispiel hierfür ist Peyton Sawyer aus der Serie One Tree Hill (zumindest bis Staffel 4 uneingeschränkte Empfehlung). (Aber auch neben Peyton gibt es Dutzend Charaktere, die mich geformt haben.) Sie ist ziemlich verkorkst. Und sie liebt Musik. Das reichte mir schon, um sie erst mal zu verehren. Doch sie ist mehr als das.
Peyton hat mir gezeigt, dass ich mich bewusst dafür entscheiden muss, stark zu sein, dass am Ende alles gut wird und dass ich es verdient habe, glücklich zu sein. Peyton hat mir gezeigt, dass alles gut ist, solange ich die Dinge beschütze, die ich liebe, die Kunst, meine Freunde, sie hat mir gezeigt, dass Integrität alles ist, worauf es letztendlich ankommt. (Und vor allem letzteres werde ich niemals wieder vergessen.)
Und wer wäre ich ohne all diese Erkenntnisse? Das ist das wertvolle. Wer wäre ich ohne all die Weisheiten von Seth Cohen, Charlie Pace, Claire Fisher, Lane Kim, Cassie Ainsworth oder Kurt Hummel? Und alle anderen. Diese Menschen haben mir Werte vermittelt. Träume geschenkt. Die besten Erinnerungen gemacht. Mein Herz geöffnet (und manchmal herausgerissen). Mir Dinge beigebracht, die essentiell sind.
Diese Menschen sind meine Freunde. (Bei diesem Satz musste ich selbst etwas kichern und an John Locke aus Lost denken, der sein erbärmliches Leben verflucht. Aber ich bin stolz auf meinen Wahnsinn.) Ja, sie sind wie imaginäre Freunde, mit dem kleinen Unterschied, dass sie andere auch sehen können…
2.) Das Fandom.
Ein Fandom ist eine Fangemeinde. (Als ob man damit annähernd beschreiben könnte, was es wirklich ist…)
Das erste Mal, dass ich wirklich spürte, dass da draußen Menschen sind, denen es geht wie mir, war, als ich begann, Glee zu schauen. (Diese Entscheidung hat mein ganzes Leben verändert.)
Ich war also innerhalb weniger Minuten ein Fan (das geht bei mir schnell) und… da waren sie, Millionen von Menschen, die waren wie ich! Die ihre Tage und Nächte damit verbrachten, die wundervollsten Grafiken für verschiedene Ships zu erstellen (ein Ship ist eine Serienpärchen), die die Musik rauf und runter hörten und 30€ für Glee-Tassen ließen. Genau wie ich. Und ich liebe sie alle über die Maßen. Das gute an einem Fandom ist, dass man immer jemanden findet, der es genauso sieht wie man selbst. Das schweißt zusammen. Ernsthaft! Ich sage bloß: „I judge people by whom they ship!“ - das ist so wahr.
Ein Fandom zu haben, ist, als würde man immer nachhause kommen können. (Was auch für die Serie allein gilt. Und so kitschig ist, wie es klingt. Und ebenso wundervoll.) Wenn nichts mehr geht, dann lese ich eben dämliche FanFictions, dann reblogge ich wie besessen Glee-Content, dann schaue ich Fan-Videos auf Youtube. Bereicherung. Ein Fandom zu haben, bedeutet, niemals allein zu sein. Da ist immer einer. Man kann all seine Gedanken und Gefühle loswerden, muss keine Nicht-Fan-Freunde zu Tode quatschen. Ich habe eine Menge toller Menschen auf diesem Weg (besser) kennengelernt. (Ach, danke Alex, danke Kris, danke Pauli. Danke an alle.)
3.) Der Cast.
Der Cast sind die Schauspieler. Es wäre ganz schön traurig, wenn das alles wäre. Aber das ist es nicht. Die Menschen hinter der Rolle haben in den allermeisten Fällen eine Verantwortung für ihre Fans. Und das ist so wunderbar. Denn der eigentliche, größte Dank gebührt ihnen, dass sie unsere Lieblingscharaktere zum Leben erwecken und zu dem machen, was sie sind.
Ich weiß nicht, ob ich das noch zu erwähnen brauche, aber ich liebe Chris Colfer. Er spielt Kurt Hummel in der Serie Glee. Und er ist eine der beeindruckendsten Personen, die ich je aus der Ferne angebetet habe. (Und das waren und sind eine Menge.) Ihm verdanke ich eine Menge. Seiner Klugheit, seinem Humor und seiner Art, den Dingen zu begegnen - und all dies gelingt ihm auf eine so liebenswerte Weise, dass es mir fast das Herz bricht. Er ist so unwirklich manchmal. Chris Colfer ist engelsgleich, hat Lauren Lopez mal getwittert. She is so damn right. Und ich habe ihn wirklich ziemlich lieb. (Das beschreibt es nicht mal annähernd, aber okay…)
Jeden Schauspieler, den ich einfach nur dafür liebe, dass er eine Figur spielt, die mir irgendwie geholfen hat, zurecht zu kommen, aufzuzählen, würde keinen Sinn machen. Was wirklich zählt ist, das glaube ich zumindest, dass diese Menschen irgendwie wissen, dass sie nicht nur für ihre Rolle geliebt werden, sondern für sehr lustige Interviews, unglaubliche Zitate und großartiges Engagement.
Der Cast einer Serie kann und sollte ein Abbild sein, dass einem Menschen schenkt, die einem über die Grenzen der Fiktion die Hand reichen. Und dass das so oft hinhaut, ist ein kleines Wunder.
Doch im Grunde kann kein einziges Wort beschreiben, was es bedeutet, diese Menschen, eine Serie, wirklich zu lieben. Liebe im Sinne des Wortes. Ich weiß, ich habe es versucht, aber nicht das Gefühl, es sei mir gelungen… Manchmal kann man ein Gefühl dann doch nur zum Ausdruck bringen, in dem man kreischend in seinem Zimmer auf und ab hüpft und „KLAINE!“ brüllt, bis man heiser ist. Wenn jemand das nachvollziehen kann, dann sind alle andere Worte unnötig.
Ich bin einfach nur sehr dankbar für alles, was ich dank der Serien bekommen habe. Das ist alles, was wirklich zu sagen bleibt.