Alan Rusbridger: Play It Again
Es ist sicher nicht falsch anzunehmen, dass ein ehemaliger Chefredakteur des Guardian sich darauf versteht, wortgewandt zu schreiben. Ebenso ist es sicher nicht falsch anzunehmen, dass ebendieser es auf vortreffliche Art und Weise schafft, Zeitgeschehen und -geschichte in eine Erzählung zu verweben, die vielleicht ein bisschen in die Kategorie der Selbstfindungsgeschichten gehört. Natürlich ist “Play it Again” von Alan Rusbridger weit entfernt davon auch nur einen Funken Ähnlichkeit zu “Eat. Pray. Love.” oder anderen Titeln zu haben, die da dem ein oder anderen vielleicht aus jener Kategorie durch den Kopf schwirren. Dennoch berichtet Rusbridger von einem höchst persönlichen Erlebnis.
Rusbridger ist leidenschaftlicher Hobby-Pianist. Wobei man wohl eher annehmen darf, dass es sich um einen venerablen Halbprofi handelt, den nur mehr die Wahl einer anderen Karriere von dem Weg abgebracht hat, professioneller Musiker zu werden. Zu dieser Annahme darf man zumindest gelangen, wenn man ihn auf seinem Abenteuer begleitet, Chopins Ballade Nr. 1 (Op. 23) innerhalb eines Jahres einzustudieren. Und dies ausgerechnet in einem Jahr was zwischen der ersten WikiLeaks-Veröffentlichung und dem Arabischen Frühling und vielen weiteren journalistischen Herausforderungen kaum Zeit ließ, nicht an die Arbeit zu denken.
Insbesondere zu empfehlen ist dieses Buch Menschen, die selbst das Leid und die Freude des Erlernens eines neuen Musikstückes kennen. Im Grunde dürfte aber jeder, der schon einmal zu einem lange verdrängten oder nicht mehr nachverfolgten Hobby zurück gefunden hat, oder dies vorhaben sollte gefallen an Rusbridgers musikalischer Memoire finden.
Play It Again ist 2014 bei Vintage Books (Penguin Random House) erschienen.
Die deutsche Übersetzung erschien 2015 im Secession Verlag.