Meandering Soul

This day is done, I'm going home.
eFranes Penguin Avatar

Once

03
Apr 2010

Allein die Musik von Glen Hansard und Marketa Iglova zu hören ist verzaubernd. Einzigartig schön jeder der Titel. Doch auch: Eines dieser Werke die man am besten Nachts hört, wenn man auch zu zweit noch alleine ist, wenn man seine gesamte Aufmerksamkeit der Musik widmen kann. Denn nicht weniger als das verdient sie.

Noch unendlich viel schöner werden die Lieder allerdings, wenn man sie eingebettet in den Film Once genießt. Once ist einer dieser vielen vielen Musikfilme die es auf der Welt gibt. Dachte ich vor dem ersten sehen. Danach war alles anders. Die Natürlichkeit der Hauptdarsteller und die schlichte Eleganz der filmischen Darstellung versprühen einen ganz eigenen Charme. Dazu kommt, dass der Film einfach Irland atmet. Was in Anbetracht der Szenerie und der Geschichte nicht weiter verwunderlich ist, aber dieser Film würde sogar Irland atmen, wenn mitten im Australischen Outback aufgenommen worden wäre.

Wenn ich gut darin wäre Filmkritiken zu schreiben, dann würde ich dies gerne noch sehr viel umfangreicher und länger tun. Leider bin ich das aber nicht. Andererseits hat das ja auch Vorteile. Schließlich kann ich auf die Art jetzt einfach sagen: Wer handgemachte Singer-Songwriter Musik mit irischem Flair, Irland und idealerweise auch noch Musikfilme mag, sollte sich mal Gedanken darüber machen, ob er Once nicht vielleicht seiner Filmsammlung einverleibt.

  • Published on April 03, 2010
  • 217 words

Hide and Seek

31
Mar 2010

Kinderspiele. Wisst ihr noch, damals, als wir klein und naiv waren und uns nichts, rein gar nichts von dieser Welt interessiert hat? Als wir Immer einfach genau dann glücklich sein konnten wenn wir es wollten, als es immer die einfachen Dinge waren, die uns Freude bereiteten. Das Beim-laufen-nicht-auf-die-Ritzen-zwischen-den-Platten-treten zum Beispiel, oder einfach so auf einer Bordsteinkante balancieren, oder “Ich sehe was, was du nicht siehst” spielen, oder vollkommen sinnlose Dinge zählen, oder Verstecke spielen, oder Fange, etc.

Das sollte man nicht lassen wenn man erwachsen wird. Denn genau das ist es, was man braucht, wenn man mit dem falschen Fuss aufgestanden ist und zu allem Überfluss dann auch noch der Kaffee alle ist. Natürlich finden sich mit dem Älter werden auch neue - oder besser: andere - Wege zum Schnellglücklichsein. Lesen zum Beispiel, oder Musik hören, aber ist das denn ein Grund die alten Gewohnheiten für immer in die “kindisch”-Schublade zu verbannen und nur noch darüber zu schmunzeln, wenn man Kinder dabei beobachtet? Ich finde nicht.

  • Published on March 31, 2010
  • 171 words

Everything in it's right place

27
Mar 2010

Als Radiohead 2007 In Rainbows veröffentlichten gab es viel Furore um das Album. Zum Einen aufgrund der doch ungewöhnlichen Veröffentlichungsform des “Ladet es runter und zahlt soviel wie ihr denkt dass es euch wert ist.”, zum Anderen aber auch, weil es eben ziemlich genau 10 Jahre nach dem legendären OK Computer erschien und von vielen als Teil 2 desselben gehypt wurde. Ob das nun so sein soll weiß wahrscheinlich wenn überhaupt aller höchstens Thom Yorke. Ist ja auch nicht so wichtig. Wichtig ist, dass in diesem Zusammenhang eine Playliste durch das WWW wanderte die diese beiden Alben auf wundersame Art und weise miteinander verband. Die fand ich gerade wieder. Besitzern beider Alben in digitaler Form lege ich diese Abspielreihenfolge sehr ans Herz, allen anderen Radiohead.

Kleine Randbemerkung noch: Am besten hört sich das wenn man zwischen den Titeln ein Cross-Fade von etwa 10 Sekunden hat.

Airbag
15 Step
Paranoid Android
Bodysnatchers
Subterranean Homesick Alien
Nude
Exit Music (For A Film)
Weird Fishes/Arpeggi
Let Down
All I Need
Karma Police
Fitter Happier
Faust Arp
Electioneering
Reckoner
Climbing Up The Walls
House Of Cards
No Surprises
Jigsaw Falling Into Place
Lucky
Videotape
The Tourist

  • Published on March 27, 2010
  • 202 words

Goodnight L.A.

25
Mar 2010

Nachts ist alles anders als tagsüber. Nachts ist man einsamer wenn man alleine ist und gemeinsamer wenn man nicht alleine ist. Nachts ist jedes Licht wichtig, weil es eben nicht so einfach ersetzbar ist wie Tagsüber. Nachts sind auch ganz andere Dinge schön als am Tage. Sterne zum Beispiel, Kerzen, Ruhe.

Nachts sind aber auch andere Dinge seltsam als am Tage. Geräusche vor allem. Wenn es dunkel wird, verändert sich die Wahrnehmung. Da wird das Grundrauschen der Stadt auf einmal wichtig. Da stockt einem zuweilen regelrecht der Atem wenn man mal für ein paar Sekunden kein Geräusch von der Straße hört. “Das kann doch nicht sein,” denkt man dann, “diese Stadt schläft nie.” Aber für ein paar Sekunden jede Nacht ist es eben selbst in Berlin totenstill.

Doch der Schein trügt. Wenn draußen auf der Straße alles ruht erwacht das Mobiliar zu ungeahntem Leben. Toy Story-esk geben die Einrichtungsgegenstände Laute von sich. Für uns Menschen leider nicht verständlich und nur als Knacken und Knarren wahrnehmbar, doch wenn man IKEAnisch könnte und LEGOnisch und Teppisch und Tapetisch, dann könnte man schon vieles verstehen, vom Leben der Anderen.

  • Published on March 25, 2010
  • 190 words

A Kind of Magic

22
Mar 2010

War ja klar, dass ich mir irgendwann diese “Neuerfindung der Maus” zulegen würde. Schließlich bin ich dann letztendlich wohl doch Fanboy. Nein bin ich nicht. Ich mag Apple, weil Apple gute Produkte herstellt. Weil die Dinge meist einfach so funktionieren, wie man es erwartet. Natürlich auch, weil es einfach schick aussieht, aber das ist ja Geschmackssache.

Was hab ich erwartet?

Nichts. Ich habe mir mit der Zeit abgewöhnt großartige Dinge von etwas zu erwarten. Ich kannte die Webseite, ich kannte Erfahrungsberichte von begeisterten Nutzern, ich kannte welche von enttäuschten. Habe sie mal in der Hand gehalten. Für tauglich befunden. Dazu kommt noch die allgemeine Begeisterung für Multi Touch. Sicher mit hervorgerufen durch intensives MacBook Nutzen. Alles in allem also eine solide Basis um sich auf den - mit 70 € ja doch nicht ganz billigen - Kauf der Magic Mouse einzulassen.

Und? Toll? Nicht toll? Schon aus dem Fenster?

Nicht ganz so toll, wie sie sein könnte. Andererseits lernt man als Apple Nutzer sehr schnell, dass das erste Produkt einer Generation nie das volle Potential der Möglichkeiten ausschöpft. Zum einen ist das sicherlich Teil  von Apples Marketingstrategie, zum anderen regt es mich als angehenden Ingenieur zum nachdenken an, was man noch alles besser machen kann und schließlich bleibt die Tatsache, dass es selbst wenn es vielleicht noch nicht perfekt ist, trotzdem nicht nur ein Versuch, sondern ein gelunger Einstieg in eine neue Denkweise “Maus” ist.

Probleme?

Ja klar, diese “Einfach anstecken, der Rest geht von alleine”-Philosophie funktioniert nun mal nur, so lange man nichts an den Systemeinstellungen unter der Haube ändert. Aber das würde ja keinen Spaß machen. Für den Ottonormalverbraucher also sicherlich keine. Für mich schon ein paar kleine. Eingerichtet zum einfachen Links- und Rechtsklicken war sie schnell, für den Rest brauchte es ein vertretbares Software-Update (mit Neustart), einzig Schmerzhaft war die Feststellung, dass die Empfindlichkeit des Mauszeigers nicht so schnell einzustellen geht, wie man es gerne hätte und, dass die geliebten Seitentasten der Mighty Mouse fehlen. Zum Glück bietet Apple jedoch für fast jedes Problem auch eine schnelle Lösung und so wurde das bisher auf diesen Tasten genutze “Spaces anzeigen” kurzerhand auf eine der aktiven Ecken verlegt.

Im Großen und Ganzen also eine sehr zufriedenstellende Mauswechselaktion. Etwas unpersönlich sieht sie noch aus, so ohne Nutzspuren. Etwas unpersönlich wird sie wohl auch immer bleiben, so ohne Mausrad.

  • Published on March 22, 2010
  • 395 words

How To Disappear Completely

21
Mar 2010

I go

Where I please

I walk through walls

I float down the Liffey

Radiohead

Wie klein die Welt geworden ist merkt man am besten beim verreisen. Da steigt man in Berlin Schönefeld ins Flugzeug und kaum zwei Stunden später ist man schon in Dublin. Kaum zwei Stunden später ist man an dem Ort, an dem jeder in seinem Leben mal gewesen sein sollte. Nicht nur, weil es einfach schön ist, sondern auch, weil es einfach anders ist. Natürlich gehört Irland zu Europa, natürlich teilt es große Abschnitte seiner Geschichte und Kultur mit uns Resteuropäern und doch: Es ist anders. Die Gelassenheit die überall in der Luft liegt, die aber trotzdem nicht das - für eine Großstadt einfach notwendige - hektische Treiben beeinträchtigt, sondern einfach spürbar ist. Entspanntere Menschen im Vergleich zu hier in Berlin.
Aber es ist eben doch auch spürbar anders dort. Mit London vergleichbar ist das ständige Treiben, das greifbare Leben, was doch immer einen Millimeter vor einem Halt macht, weil man nicht dazugehört. Man könnte aber, wenn man wollte. Man dürfte nämlich. In einem Reiseführer den ich las stand: “Im Pub findet jeder einen Gesprächspartner, wenn er denn einen sucht.” Meiner Auffassung nach gilt das nicht nur für Pubs. Es gilt für Irland. Zumindest für das, was ich davon gesehen habe.

Klischeehaft könnte man jetzt weiter schreiben “nette Leute, schönes Land, alles toll”. Stimmt zwar auch, so einfach ist es aber dann doch nicht. Irland wird ja gerne als “Die grüne Insel” bezeichnet, insofern war in meinem Kopf eine Insel voller Wälder. Etwas enttäuschend dann der Landeanflug mit der Feststellung, dass Bäume dann doch eher zu den selteneren Erscheinungen gehören. Schafe gibt es, Wiesen, Felder und Büsche. Das alles in Unmengen. Und ganz viel Wasser dazu. Soviel zum Land. In den Städten beweisen die Iren erstaunliche Integrationsfähigkeit. Schließlich muss man erstmal schaffen so lange Zeit britisch geprägt gewesen zu sein und trotzdem ein ganz eigenes Flair im Stadtbild auszustrahlen, dass zwar durchaus - insbesondere in Dublin - an einigen Ecken mal sehr sehr britische Züge hat, aber doch im Großen und ganzen wieder dieses angenehme “Anders” ausstrahlt, was alles dort so unvergesslich gemacht hat. Besonders begeistert haben mich die Schriftverzierungen einiger Gebäude, die zum Teil auf deren Geschichte hinweisen, teils aber auch höchst poetisch die Tragiken des täglichen Lebens beschreiben.

Man könnte noch endlos viel über die Schönheit und das Erlebte schreiben und dennoch, nichts fängt die Ausstrahlung dieses Landes und seiner Bewohner besser ein als es zu Besuchen. Am besten nicht als Massentourist, auch nicht unbedingt den Attraktionsplänen der Touristenbüros folgend, sondern am besten ganz auf klassische Entdeckerweise “immer der Nase nach”.

  • Published on March 21, 2010
  • 454 words

Where The Streets Have No Name

09
Mar 2010

Weg. Weg von den selben langweiligen Straßen. Weg von den selben langweiligen Menschen. Weg von dem immer gleichen grauen Wetter. Weg von allem. Einfach mal was anderes sehen. Nicht nur, weil man eben ab und an mal weg von den langweiligen Menschen und den langweiligen Straßen muss, sondern auch, eigentlich gerade weil die Menschen und Straßen eben ganz und gar nicht langweilig sind. Sondern weil sie langweilig geworden sind. Diese Langeweile aus Routine. Diese elendige Routine. Zu viele Tage, an denen man keinen Tagebucheintrag verfasst, weil einfach nichts passiert ist. Natürlich ist ganz viel passiert, aber das hat man nicht gemerkt, weil man so tief im Alltag steckt, dass man nichts mehr merkt.

Dann muss man mal raus aus dem Alltag. Am besten möglichst weit weg und irgendwo hin, wo man noch nie war, wo man in jeder Sekunde neues sehen kann. Denn nur dort, wo man neues sehen kann, kann man altes in Ruhe verarbeiten. Nur dort findet man Zeit, Ruhe und Kraft um weiter zu machen, wo es am schönsten ist: Bei den grauen Menschen in den grauen Straßen. Die natürlich wieder so bunt wie immer sind, wenn man dann zurück kommt. Da ist man sich vorher sicher. Alles andere ungewiss. Aber das ist auch gut so.

  • Published on March 09, 2010
  • 209 words

It's Not Up To You

01
Mar 2010

Google Buzz. Ich sehe noch immer keinen großen Sinn darin. Allein die Tatsache das Google einfach alles, was sich im Internet bewährt, nachmachen muss geht mir so langsam sowieso auf die Nerven. Sie haben doch schon damals mit Picasa so wunderschön versagt. Als ob das auch nur in Ansätzen mit Flickr mithalten könnte. Nein. Microblogging wollen sie jetzt auch noch revolutionieren. Schön. Sollen sie. Dachte ich mir.

Dann fiel mir auf einmal auf, dass Google Buzz meinen bisher geliebten Google Reader infiltriert. Nichts gegen die Empfehlungen anderer Menschen. Wirklich nicht. Ich finde es großartig Hinweise zu bekommen auf Sachen, die meine Mitmenschen interessiert, begeistert, vielleicht sogar ein wenig glücklicher macht. Genau darum geht es ja unter anderem auch bei diesem ganzen Social Web Zeug. Was ich aber wirklich grauenvoll und zum weglaufen finde ist, wenn mir dieser neue schöne Content ungefragt unterbreitet wird. Mal ein kleiner Vergleich: Ich folge auf Twitter momentan 110 Accounts. Diese veröffentlichen Täglich so schätzungsweise zwischen 50 und 100 Links. Das alles zu klicken ist nicht schaffbar. Geschweige denn alles geklickte zu lesen. Aber ich könnte, wenn ich wollte. Nicht so bei Google Buzz (4 Followings). Nutzer des Google Readers kriegen die empfohlenen Einträge ihrer Follower gleich mit serviert. Und - da die Einträge beim Google Reader ja vollständig angezeigt werden - kommen nicht drumherum diese wahrzunehmen. Das nervt mich. Ich möchte wählen können, ob ich etwas lesen will oder nicht. Bei Twitter kann ich das. Da reicht meistens schon der Text zum Link um zu entscheiden, ob der Inhalt relevant für mich ist oder nicht.

Jetzt könnte man natürlich sagen, dass ich ja einfach die Listenansicht verwenden könnte. Oder gleich gar nicht mehr den Google Reader. Oder aufhören bei Buzz jemandem zu folgen. Nichts von dem ist allerdings die Lösung. Ich liebe den Google Reader. Ich finde es großartig nicht klicken zu müssen, während ich meine Nachrichten lese. Genau deswegen werde ich mir keinen anderen Newsreader suchen und auch nicht die Listenansicht verwenden. Mit Buzz werde ich auch nicht aufhören. Eher im Gegenteil. Denn da wo mich Buzz anfänglich begrüßt hat, in einem Tab bei Google Mail, da ist es praktisch und sinnvoll. Nirgendwo sonst.

  • Published on March 01, 2010
  • 360 words

Slipping Husband

24
Feb 2010

Schon im Oktober letzten Jahres, bereits nach den ersten zaghaften Worten, die Elisabeth Rank zum aller ersten Jour Fitz aus ihrem Debutroman “Und im Zweifel für dich selbst” vorlas wusste ich, dass dies mal eines der Bücher werden wird, die man nicht nur ein mal und auch nicht nur zwei mal liest. Eines der Bücher, die man ein Leben lang hegt und pflegt, die man Menschen ans Herz legt die einem am Herz liegen. Etwas besonderes.

Etwas besonderes, so könnte man meinen, ist auch die Geschichte. Das ist sie aber eigentlich nicht. Traurig, (zum Glück) selten, aber doch viel zu Häufig in der Realität auftretend. Das schon. Aber nichts besonderes. Doch genau das ist der Punkt. Die grandiose Darstellung des aus den Fugen gerissenen Alltags. Die Wiederfindung des Selbst, wenn man alles hatte aber nichts mehr hat. Das Leben zurückerobern, wenn auch schmerzhaft.

Es ist allerdings keineswegs ein Buch für jeden. Man kann, nein sollte es nicht lesen, wenn man Angst vor Gefühlen hat, wenn man sich gerne hinter seiner Fassade versteckt und in seiner eigenen kleinen Welt lebt. Vielleicht sollte man es aber auch gerade dann lesen. Vielleicht aber gerade dann mit besonderer Aufmerksamkeit.

Lesen. Unbedingt. Ohne Widerrede!

Ich habe das letzte Kapitel noch nicht gelesen. Ich habe Angst. Ich will nicht, dass es schon zu Ende ist, weil es zu schön ist um schon zu Ende zu sein. Andererseits heißt es ja immer, man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Dass der schönste Abschnitt des Romanes zeitgleich auch der traurigste ist muss bei einer Geschichte wie dieser so sein. Das ich irgendwann fertig sein werde lässt in mir die Hoffnung aufkeimen, irgendwann, vielleicht schon in nicht all zu ferner Zukunft, das nächste Buch von Frau Rank lesen zu können.

Und im Zweifel für dich selbst
Elisabeth Rank
Suhrkamp Nova

  • Published on February 24, 2010
  • 302 words

Writings on the Wall

20
Feb 2010

Oft wird behauptet, Weblogs und Tagebücher seien das gleiche. Meist fühle ich beim Lesen solcher Sätze ganze Hauswände an meine Stirn knallen. Es ist nun mal nicht das gleiche. Nicht unbedingt jedenfalls.

Tagebuch, Gedankenbuch, Notizbuch oder auch nur Kalenderrandkritzeleien - Wir alle machen uns seit Ewigkeiten Aufzeichnungen über unsere Erlebnisse. Manche mehr, manche weniger bewusst. Manchmal stellt man auch erst Jahre später, beim Sortieren von irgendwelchen alten Sachen fest, dass man sich ja dieses eine tolle Erlebnis, woran man immer mal wieder gerne zurück denkt, Einzelheiten aber vergessen hat, doch notiert hat.

Es ist also nichts neues, seine Gedanken oder Erlebnisse festzuhalten. Viele mehr oder weniger berühmte tagebuchschreibende Menschen haben in der Vergangenheit bereits ihre Tagebücher entweder in hohem Alter selbst veröffentlicht, oder testamentarisch veranlasst, dass diese nach dem Tode veröffentlicht werden. Der Inhalt der Tagebücher gibt meist nochmal einen gänzlich anderen als den bisher bekannten Einblick in das Lebenswerk des Schreibers.

In Zeiten des World Wide Web hat sich das allerdings ein wenig geändert. Heutzutage kann jeder Mensch mit Zugang zum Internet jederzeit so ziemlich alles veröffentichen. Nicht mal der Form sind wirklich Grenzen gesetzt. Text, Bild, Ton, Video. Alles was möglich ist, ist auch erlaubt. An dieser Stelle treten dann so Phänomene wie Wordpress, Twitter, Tumblr, Flickr, Blogger auf. An dieser Stelle überschreitet man dann eventuell den Punkt zwischen dem klassischen, zu Lebzeiten meist privatem Tagebuch und der öffentlichen Darstellung des Selbst.

Schon Gottfried Keller wusste, dass Kleider Leute machen. Heutzutage sind es aber, nicht zuletzt aufgrund der Globalisierung, mehr und mehr die Dinge die wir sagen, schreiben, festhalten, die uns ausmachen, uns charakterisieren. Die Dinge, die wir mit Hilfe der vorhin genannten Webangebote oder anderem hinterlassen bilden eine Spur unserer Gedanken. Helfen dabei nicht nur uns, sich später an erlebtes zu erinnern, sondern auch anderen mehr über uns herauszufinden.

Ob dieses mehr herausfinden nun Gut oder Schlecht ist sei jedem selbst überlassen. Ich zum Beispiel schreibe hier zwar unter einem Pseudonym, aber es ist nicht sonderlich kompliziert herauszukriegen, wer sich dahinter versteckt. Was mir aber eigentlich wichtig ist, ist der “für andere”-Punkt. Das Tagebuch schreibt man selten für andere. Sei es nur, um sich selbst beim nachdenken zu helfen. Sobald man aber etwas auch explizit für die Augen anderer schreibt, fängt man plötzlich an über das zu schreibende nachzudenken. In diesem Sinne kann man zwar durchaus ein Weblog auch als klassisches Tagebuch führen - mit der Option, dass es die Restwelt sofort lesen kann - ich jedoch bin der Meinung, dass ein solches öffentliches Tagebuch niemals vergleichbar sein wird, mit dem, was man unter gleicher Voraussetzung geschrieben hätte, wenn es nicht (sofort) öffentlich wäre.

Schließlich finde ich die (post?) modernen Mitteilungsmöglichkeiten nicht nur gut und richtig, sondern auch ausgesprochen wichtig, weil dem Normalbürger damit - soweit ich weiß erstmalig in der Geschichte - die Möglichkeit geboten wird, Ausmaß und Umfang der von ihm bekannten persönlichen Daten weitestgehend selbst zu bestimmen.

  • Published on February 20, 2010
  • 487 words

Street Spirit (Fade Out)

19
Feb 2010

Ein bisschen was von allem. Vielleicht sogar ein bisschen zu viel. Musik hören ohne sie wahrzunehmen. Viertelstunden zum lesen einzelner Buchseiten brauchen. Am Ende aufräumen, weil man noch glaubt, dass es was bringen würde produktiv zu sein.

Dann ist das Zimmer so schick und schön wie seit der Jugendweihe nicht mehr und trotzdem fühlt sich nichts richtig an. Lachen kann man, aber nicht von Herzen. Weinen kann man vielleicht auch, aber auch nicht von Herzen.

Ein bisschen zu viel von allem. Einer dieser Tage, deren Abenddämmerung man sich schon vor dem Aufstehen alle fünf Minuten wünscht.

  • Published on February 19, 2010
  • 101 words

Long Road to Ruin

15
Feb 2010

Es sollte viel mehr gelesen werden. Vorallem sollte viel mehr analog gelesen werden. Damit Bücher wie dieses nicht vergessen werden. Damit ein wenig mehr Zeit für Kultur in dieser unserer kurzlebigen Welt bleibt. Damit mehr Zeit für die kleinen Dinge da ist.

– Chuck Palahniuk - Survivor - Cover Chuck Palahniuk dürfte den meisten, wenn überhaupt, als Autor von Fight Club bekannt sein. Fight Club. Die Filmlegende. Genau. Chuck Palahniuk hat aber auch noch andere Bücher geschrieben. Unter anderem Survivor.

The shortest distance between two points is a time line, a schedule, a map of your time, the itinerary for the rest of your life. Nothing shows you the straight line from here to death like a list.

Der Roman ist in keinster Weise normal. Es fängt an mit der Seitennummerierung und hört auf mit dem Ende. Es gibt keinen Satz in diesem Buch, den man nicht in irgendeiner Lebenslage zitieren könnte. Das Buch ist die perfekte Vorlage für eine der spannenderen Alternativen unseres langweiligen Lebens. Nebenbei lernt man Dinge über Haushaltsführung, die in keinem Lexikon stehen und erhält einen Blick hinter die Kulissen der modernen Sklaverei.

Lest es! Sofort!

Survivor
Chuck Palahniuk
Anchorbooks

  • Published on February 15, 2010
  • 203 words

What we wanted

11
Feb 2010

Ab und an kommt es im Leben eines jeden von uns mal vor, dass man Dinge sagt, die man später dann bereut. Als ich Animal Collective’s Merriweather Post Pavillion zu meinem Album des Jahres kürte war das einer dieser Momente. Also naja. Nicht ganz. Sowohl Animal Collective als auch das Album sind großartig, aber ich hatte im Moment des schreibens für einen kleinen Augenblick etwas noch viel großartigeres vergessen: Einen der Newcomergeheimtipps des letzten Jahres und eines meiner persönlichen Berlin Festival 2009 Highlights: Dear Reader.

Das Dear Reader Debut trägt den wunderbar in die Zeit passenden Titel “Replace Why With Funny”, erschien am 26. Februar letzten Jahres bei City Slang und erreichte meine Ohren über Pretty Much Amazing wenig später. Um es kurz zu machen: Es gibt wenige Musikmomente die mich so mitgerissen haben.

Die elf Titel des Albums sind allesamt wunderbar, sogar das Artwork kann sich sehen lassen und zu guter Letzt sind sie auch Live mit streckenweise komplett anderen Arrangements unschlagbar.

Hitpotential aus Südafrika, was es so schon eine Weile nicht mehr gegeben hat.

  • Published on February 11, 2010
  • 186 words

Boulevard of broken dreams

06
Feb 2010

Weiße Blätter immer wieder umdrehen, von der einen auf die andere Seite und wieder zurück. Vergessen, welche Seite nun Oben und welche Unten ist.

Was bleibt ist die Hoffnung, dass man vielleicht auf der anderen Seite doch etwas übersehen hat.
Natürlich sind die Blätter nicht leer. Nein, das Wahrnehmen des Inhaltes ist nur schmerzhafter als das Ignorieren. Ausblenden.

Vielleicht nicht für immer, aber wenigstens bis es nicht mehr weh tut. Bis die Erinnerung nur noch eine Erinnerung ist.

Wenn es denn so einfach wäre.

Es geht nicht. Man kann Schrift nicht ignorieren. Erst recht keine Handschrift. Schon gar nicht, wenn es um Liebe geht. Also liest man ihn doch, den Brief in dem alles erklärt wird. Bald wünscht man sich, es wäre nur Text auf den Blättern und kein Freiraum dazwischen. Bald wünscht man sich, einfach nur Lesen zu können, das Gehirn abzuschalten bis man fertig ist. Nicht die Schmerzen zwischen den Zeilen zu denken. Denn jedes gedachte Gefühl wird gefühlt werden. Schneller als einem lieb ist.
Hinterher tut es am Ende doch nicht so viel mehr weh als man dachte. Denn am Ende bleiben nur die Gedanken zwischen den Zeilen. Der Brief wertlos. Im Moment. Später, wenn man die Welt gesehen hat und die Zettel zufällig in einer verstaubten Ecke wiederfindet, dann erst erkennt man die Großartigkeit dieses allerersten Abschiedsbriefes der allerersten großen Liebe.

  • Published on February 06, 2010
  • 225 words

Flash

02
Feb 2010

Seit der neuesten Appletechnologieveröffentlichung redet alle Welt mal wieder über Flash. Sinnvoll, nicht sinnvoll? Praktisch? Auf aktuellem Stand der Technik?

Ich persönlich hatte ja schon immer eine Abneigung gegenüber Flash. Ich fand schon immer, dass die Erstellung umfangreicher Interaktiver Anwendungen zum einen viel zu Aufwändig ist und zum anderen auf Anwenderseite dann sehr schnell resourcenfressend wird. Gerade letzteres ist in Zeiten von immer mehr Mobile Computing nicht gerade angenehm.

Flash war damals, als es eingeführt wurde eine großartige Neuheit. Es hat das WWW, wie wir es heute kennen, maßgeblich mit geformt und ist auch in vielen Punkten heute noch nicht ganz wegzudenken. Dennoch hat es schon immer die große Schattenseite gegeben: Barrierefreiheit. Flashanwendungen sind nicht Barrierefrei. Man könnte zwar dies und das machen, um das zu erreichen, aber den Punkt Aufwand hatte ich ja bereits angemerkt. Alternativ könnte man natürlich die Nutzergruppe, welche Barrierefreiheit braucht einfach ignorieren. So wie sonst überall auch. Allerdings ist das auf Dauer keine Lösung.

Es braucht also Alternativen. Falsch. Es gibt Alternativen. Im wesentlichen lässt sich das mit HTML5 zusammenfassen. In Verbindung mit den momentan verfügbaren JavaScript Frameworks und den immer schneller und effizienter werdenden JavaScript Laufzeitumgebungen bietet sich mit HTML5 mal wieder die Möglichkeit einer proprietären, veralteten Technologie eine moderne, offene, weitestgehend elegante Lösung entgegen zu setzen. Allerdings muss man auch hier aufpassen. HTML5 bietet zwar viele großartige Möglichkeiten - vor allem die native Einbettung von Video- und Audiomaterial wird hier gerne angeführt - aber, gerade diese könnten auch zum Verhängnis werden, wenn man sich nicht auch dort auf frei verfügbare Formate einigt. Es muss gar nicht unbedingt das momentan von Mozilla unterstützte Ogg/Vorbis bzw. Ogg/Theora Paket sein, aber es sollte ein offener Standard sein. Schon allein, um Probleme, wie sie damals mit dem GIF-Patentdilemma entstanden, zu vermeiden. Man soll ja immer mal wieder aus der Vergangenheit lernen.

Ich möchte nicht sagen, dass Flash sofort und bedingungslos abgeschafft werden sollte, aber, man sollte längerfristig doch davon absehen Flash zu verwenden.

  • Published on February 02, 2010
  • 326 words