Meandering Soul

This day is done, I'm going home.
eFranes Penguin Avatar

Birds

16
Jun 2010

Den Titel eines Liebesliedes für einen Text über Twitter zu wählen mag Nichtnutzern etwas seltsam vorkommen. Doch genau das ist es: Liebe pur. Die meisten sozialen Netzwerke sind entweder asoziale Gruppensammelhaufen oder übersoziale Allessammelhaufen. Allgemein: Sammelhaufen.

Nicht so Twitter. Schon allein auf Grund des 140-Zeichen Formates der hinterlegbaren Nachrichten geht nicht alles immer einfach so, wie es sonst fast überall geht. Wenn man beispielsweise nur mal das Einfügen eines Bildes auf Facebook und Twitter vergleicht. Die eine Plattform blendet es sofort ein, überflutet den Anwender so häufig mit Information, die er so möglicherweise gar nicht haben will. Bei Twitter dagegen kann man nicht einfach so ein Bild einfügen, man kann höchstens einen Link zu einem Bild einfügen. Neulingen erscheint dies, genauso wie bei YouTube Videos und eigentlich jeglichem anderen Inhalt, meist wenig sinnvoll und schon gar nicht intuitiv. Womöglich ist es das auch nicht.

Doch gibt es diverse Hilfsmittel, die versuchen Licht ins Dunkel und Leichtigkeit ins Leben im Netz zu bringen. Allen voran seien an dieser Stelle Twitpic, img.ly, yfrog und Konsorten genannt, Webseiten die sich darauf spezialisiert haben Bilder (und teilweise auch Videos) so aufzubereiten, dass sie so einfach wie möglich in einer Twitternachricht veröffentlicht werden können. Mittlerweile haben sehr viele der altbekannten Medienanbieter ähnliche Funktionalität eingerichtet. Nun also noch mal zur Einfachheit: Auf den ersten Blick scheint die Bildsache kompliziert, auf den zweiten ist sie nicht wesentlich umständlicher als zum Beispiel auf Facebook.

Soviel zu Multimedia. Was ist mit Links zu Blogartikeln, Nachrichten, dem ganzen Rest?

Man könnte die aktuelle Phase des Internets in diesem Zusammenhang mit “The dawn of the URL Shortener” verfilmen, wenn man das Internet verfilmen könnte.
Aus der Tatsache heraus, dass die meisten Webadressen einfach zu lang sind um sie “mal eben kurz weiterzugeben” entstand vor einiger Zeit die Motivation für Dienste, die aus langen URLs kurze bilden, die dauerhaft und eindeutig auf die Originale weiterleiten - URL Shortener. Tinyurl, Bit.ly und is.gd seien hier stellvertretend genannt. Das zu den Werkzeugen.

Was macht man nun damit und mit den 140 Zeichen und was sind überhaupt Friends und Follower und was haben diese @’s zu bedeuten und warum um
Himmels Willen hat der eigentlich am Anfang von Liebe gesprochen?

Also immer der Reihe nach. Was man damit macht sollte eigentlich klar sein, man gibt Information weiter. Was genau bleibt jedem selbst überlassen, schließlich haben wir ja (noch) sowohl freien Willen als auch freie Meinung. Allerdings, so wird sich der Neuling fragen, ist es doch relativ sinnlos, einfach irgendwelchen “Mist” in diese kleine Box zu schreiben, wenn das keiner liest. Da hat der Frager auch recht. Deswegen sucht man sich seine Gefolgschaft. Das ist der kritische Punkt des Twitterns: Wen will man lesen und vor allem, von wem wird man gelesen? Ersteres kann man recht leicht selbst beeinflussen, schon bei der Anmeldung kriegt man ein paar Nutzer des Netzwerkes empfohlen, über diese wird man schnell auf weitere “Follower” aufmerksam werden. Zweiteres jedoch ist nicht wirklich selbstbestimmbar. Das ist die Einstiegshürde, eine Stammleserschaft zu finden, von der man gelesen wird, die “Friends” oder auch “Followings”. Wenn man jedoch kontinuierlich neues schreibt kommen die Leser von ganz allein.

Bisher war das alles noch ziemlich unsozial, nicht viel mehr als eine öffentliche Gedankensammlung ohne sichtbaren Mehrwert, wenn man es genau nimmt. Jetzt wird es langsam interessant. Wenn man nun schreibt und liest was andere schreiben, dann kommt ab und an - natürlicherweise - ein Reaktionsbedürfnis auf. Dafür gibt es in der Twitterkultur verschiedene Möglichkeiten. Beim Namen genannt wären das @-Replys, Retweets, Replys ohne @ (indirekte Rede sozusagen) und Direktnachrichten. Was verbirgt sich dahinter? Kurz gesagt: Der soziale Aspekt. Durch Reaktionen auf geschriebenes (Replys und Direktnachrichten) können mehr oder weniger lange Diskussionsfäden entstehen, man lernt neue Ansichten und Menschen kennen. Meist schneller und unkomplizierter, als dies anderswo geht. Man könnte an dieser Stelle den Vergleich mit einem antiken Forum anstellen, wo sich alles versammelt hat, um über die aktuellen Themen zu diskutieren, zu philosophieren, oder einfach nur dem Spektatel beobachtend beizuwohnen, einfach so, mit den anderen Anwesenden. Manchmal gibt es dann Aussagen, die von größerer Wichtigkeit sind, die weitertransportiert werden müssen. Aus diesem Grunde sind Re-Tweets entstanden, Wiederholungen eines Tweets eines anderen, um die Nachricht auch an die eigenen Leser weiterzugeben und so mehr Menschen zu erreichen, als es einem einzelnen möglich wäre. Das ist zwar das moderne Forum, aber immer noch die Oberfläche.

Unter der Haube gibt es dann Erscheinungen, die man im Allgemeinen unter dem Mem-Phänomen zusammenfassen kann. Kurz gesagt ist ein Mem eine Idee, ein Gedanke, insbesondere auf Twitter häufig Anhäufungen von Unmengen von Tweets zum gleichen Thema. Häufig werden diese dann mit einem bestimmten sogenannten Hashtag markiert. Hashtags sind diese Worte oder Zeichenkombinationen die mit einem Rautenzeichen am Anfang gekennzeichnet werden. Die sehen auf den ersten Blick etwas kryptisch aus, helfen aber ungemein dabei den Überblick zu behalten.

Schließlich und endlich fehlt jetzt für den Nichtnutzer immer noch diese komische Liebe, von der ich da sprach. Denn wer einmal etwas tiefer hineingeschnuppert hat, in die kleine große bunte Welt von Twitter, der wird wissen, was ich meine. Es sind die vielen Menschen, die es tagtäglich und immer wieder schaffen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern mit ihren Botschaften voller Glück und Freude, Botschaften von oft weit weniger als den zugelassenen 140 Zeichen. Es sind diese Menschen, die man nur aus ihren geschriebenen Worten kennt und doch nur allzu oft entsteht zu einigen von ihnen eine Bindung, als ob man sie schon immer kennen würde - mutual weirdness sind die Worte, die diesen Zustand für mich am Besten beschreiben. Gleichzeitig ist die Liebe zu Twitter für mich aber auch die Liebe zum Detail. Und eben nicht nur das Detail im schönen Zeitvertreib, sondern auch das Detail im Festhalten von Nachrichten und vor allem in der Regel auch in Sachen Korrektheit der Information. Trotzdem wird eigentlich nie der Witz aus dem Auge verloren, immer versucht einen Weg zu finden den grauen Alltag so gut wie eben möglich einzufärben.

Bleibt noch eine Frage: Warum hab ich das hier alles geschrieben?

Irgendwann entdeckte ich Twitter.com und relativ bald wusste ich zumindest was es an technischen Möglichkeiten bietet. Dann habe ich mich einfach mal angemeldet. Am Anfang hab ich von dem großartigen “Leben”, von dem sozialen Netzwerk Twitter, nicht viel mitbekommen, kannte fast keinen derer denen ich folgte persönlich, lebte in einer Blase. Mit der Zeit dann brach diese Blase und ich entdeckte die eigentliche Großartigkeit von Twitter. Seitdem kann ich mir ein Leben ohne nicht mehr vorstellen. Nicht unbedingt, weil mir die Witze fehlen würden, oder weil ich besonders wichtige Informationen nur bzw. am besten über diesen Weg kriege, nein, viel mehr, weil mir der Kontakt zu den vielen großartigen Menschen fehlen würde, die mir tagtäglich zeigen, dass es einfach immer auch etwas anderes als die eigenen Gedanken gibt, dass diese aber nichtsdestotrotz immer wichtig sind. Ebenso würde mir auch dieser besondere Kanal zur eigenen Mitteilung fehlen. Man hat tagein tagaus so viele winzige Gedanken. Es ist wunderbar und wichtig teilen zu können. Twitter ist ein - nicht nur praktischer - Weg dies zu tun.

Teilen. (Fast) alles.

  • Published on June 16, 2010
  • 1179 words

Google Eye

10
Jun 2010

An sich mag ich die Google Suche. Ich hab sie immer gemocht. Weil sie einfach immer schnell und gut war. In letzter Zeit wurde aber das Nutzerinterfaceteam scheinbar von diesem schrecklichen Ajax-alles-muss-dynamisch-sein-Hype erfasst.

Am Anfang war das, was dabei rauskam, auch schön, sogar förderlich. Man denke da zum Beispiel an Google Suggest (Die automatischen Suchwortvorschläge beim Tippen.) Dann kam iGoogle. Das war so “Juhu, Yahoo, von Google.” - nicht, dass Portalseiten allgemein schlecht sind, aber als iGoogle kam, war es nicht wirklich sinnvoll und auch heute noch ist es meist eher eine Ansammlung unendlich vieler unbenutzter Widgets die nur sinnlos das jeweilige Endsystem ausbremsen. Das Beste Feature von iGoogle ist meiner Meinung nach nach wie vor, dass man es einfach ausschalten kann.

Bisher kam man dann immer auf die gute alte Sucheingabemaske, die nicht zuletzt einer der Gründe war, die Google so populär gemacht haben: Es ist unglaublich leicht bedienbar. Aber auch hier gab es in der letzten Zeit Veränderungen. Im Wesentlichen sind es zwei Schritte, die in Kombination zu einem nun doch sehr missmutigen Nutzererlebnis führen. Zum Einen das Standardmäßige Ausblenden aller Seitenelemente die primär nicht mit dem Suchformular zu tun haben. Diese werden erst eingeblendet wenn sie gebraucht werden. Das an sich ist natürlich mitnichten ein Grund zur Aufregung, viel mehr war das meiner Ansicht nach ein Schritt in die richtige Richtung.

Heute aber hat Google einen Schritt in die falsche Richtung gemacht. Fremdbestimmung der Nutzer ist selten eine gute Idee. Schon gar nicht, wenn es um Änderungen in einem Benutzerinterface geht, an das die Nutzer seit einer gefühlten Ewigkeit gewöhnt sind. Man könnte meinen, es ist nur ein Hintergrundbild. Wenn das Bild keine Einbußen in der Verfügbarkeitsgeschwindigkeit bedeuten würde, wäre es auch kein Problem. Dem ist aber nicht so. Das Hintergrundbild wird - hipp und trendy, wie das sein muss im Web 2.376 - nach dem Laden der Seite mittels Ajax nachgeladen. Der dabei entstehende Effekt (relativ Browserunabhängig) ist nicht mehr der eines flüssigen Aufbaus der Webseite. Soviel zur technischen Seite. Doch auch die Seele fühlt sich genervt. Ich möchte kein Hintergrundbild haben, nur um einen Suchbegriff eingeben zu können. Wenn ich das wollte würde ich Microsoft Bing benutzen.

Leider sind manche IT Firmen in letzter Zeit der Meinung, dass sie ihre Nutzer nutzen müssen. In dieser Hinsicht nähert sich die Wirtschaft der Politik in eineme Maße an, dass ich nicht gut und nicht richtig und schon gar nicht zukunftsweisend finde. Dabei wollte gerade Google doch immer genau das sein: Gut, richtig und zukunftsweisend.

(Übrigens kann man die Macht der Google Suche in einem sauberen Nutzerinterface trotzdem haben. Zum Beispiel über keyboardr.com.)

  • Published on June 10, 2010
  • 443 words

Southern State

07
Jun 2010

Was kann man schon sagen über eine Stadt, die älter ist als fast alles, was man davor gesehen hat. Vorallem: Was kann man sagen, nachdem man die Reiseführerbeschreibungen rausgestrichen hat? Viel. Und doch fehlen die Worte. Worte für die Überreste einer der Kulturen die unser aller Leben vor etwa 2000 Jahren so maßgeblich geprägt hat. Die Überreste derer, die versucht haben die anderen Überreste zu schützen, bis auch sie die Macht verloren zu Wachen und zu Schützen. Und schließlich die Moderne, die sich dazwischen drängt, aber doch vielerorts einfach verschluckt wird von der Geschichte. Rom.

Vielleicht ist Rom für seine Bewohner auch nur eine Stadt, doch wenn man dort ist mag man das nicht glauben. Eine Art Zauber umgibt diese Stadt. Womöglich spielt dieses große (wirklich große, wenn man davor steht merkt man es erst richtig.) weiße Gebäude da keine unwichtige Rolle bei. Schließlich ist es von so ziemlich jedem Ort der Stadt aus zu sehen. Immer ein bisschen passend und ein bisschen Fremdkörper.

Dankbar bin ich den Stadtplanern, die es geschafft haben, das neue moderne Rom nicht das alte, ehrwürdige zerstören zu lassen. Relativ nahtlos gehen alt in neu in älter und neuer über und überall schwingt sowohl das allgemeine italientypische Flair - ihr wisst schon, Luft und Liebe und Sonne und Süden und alles hat Zeit aber wir machen trotzdem ein bisschen Mopedstress - als auch eine Art von Magie mit, die ich bisher nur in dieser Stadt gespürt habe. Das Wissen darum, was auf diesen Flecken auf denen man steht, läuft, sitzt oder in Gedanken davonschwebt in den vergangenen 2700 Jahren passiert ist. Das Gefühl, dass man nirgendwo mehr der erste sein kann. Manchmal ist sie fast ein wenig erdrückend. Die Geschichte dieser Stadt.

Lustigerweise bleibt hinterher zum Einen die Erkenntnis, dass italienische Pizza mitten in Italien irgendwie nicht so gut schmeckt wie beim Italiener um die Ecke und dass der Fotoapparat so langsam seine alters- und leistungsbedingten Grenzen erreicht und zum Anderen das Wissen, dass dies zwar der erste, aber sicher nicht der letzte Besuch dieser Stadt gewesen sein wird.

  • Published on June 07, 2010
  • 391 words

For Emma

25
May 2010

Manchmal braucht es keine großen Worte.

Manchmal kann man aus einem wunderschönen Lied ein Meisterwerk machen.

Manchmal ist es einfach schön.

  • Published on May 25, 2010
  • 36 words

While My Guitar Gently Weeps

21
May 2010

Der wesentliche Unterschied zwischen Freundschaft und Verwandtschaft ist, dass man sich letztere nicht aussuchen kann. Doch kann man sich denn seine Freunde wirklich immer aussuchen? Gibt es nicht Situationen im Leben, in denen es mehr als nur ratsam ist, sich mit dem ein oder anderen Menschen gut zu stellen. Man muss dieses hochschlafen ja nicht immer zu wörtlich nehmen, aber das Vitamin B. Das gibt es. Das ist die eine Seite der Nichtwählbarkeit bei Freundschaften.

Die andere ist, dass Freundschaften gerade weil sie nicht einfach da sind wie Verwandtschaft eine ganz andere Art von Pflege und Vertrauen und Gegenseitigkeit bedürfen. Man streitet sich mal oder redet einfach aneinander vorbei. Das ist zwar selten gut aber normal und auch wichtig. Wenn immer alles perfekt wäre wäre auch immer alles langweilig. Dennoch ist es wichtig, dass man immer versucht den anderen zu verstehen, sich auf die Probleme einzulassen und Lösungen zu finden. Denn genau das zeichnet (gute) Freundschaften aus. Leider wird viel zu oft der Weg des geringsten Widerstandes gewählt und man schiebt die Schuld komplett auf den jeweils anderen und beruft sich auf den eigenen sinnlosen Stolz. Dabei könnte alles so einfach sein. Miteinander Reden!

I don’t know how you were inverted

no one alerted you

The Beatles


  • Published on May 21, 2010
  • 218 words

Indefinitely

13
May 2010

Es ist als ob man gefangen wäre, zusammengepresst von Wäscheklammern. Das Herz zusammengeschnürt, der ganze Körper möchte schreien, jede Faser ringt nach Aufmerksamkeit. Und der Bauch, der baut sich ein kleines Nest was gegen alles drückt. Dann will man Heulen und kann nicht. Weil irgendwas dagegen spricht. Wahrscheinlich darf man nicht, wenn man will, sondern muss nur wenn man nicht sollte. Naturgesetze sind manchmal ziemlich nervig.

  • Published on May 13, 2010
  • 70 words

The Perfect Song

09
May 2010

Musik ist ja sowieso das Allheilmittel. Immer ist genug davon da, nie muss man sich sorgen machen, dass es irgendwann mal nicht das passende Lied für den momentanen Gemütszustand gibt.

Denkste.

Unpraktischerweise gibt es Situationen in die Köpfe kommen können in denen einfach kein Lied passen will. Dann sucht man stichworthaft aber eigentlich zusammenhangslos irgendein irgendwie passendes Lied. Auf YouTube, Last.fm, überall. Und trotzdem findet man nichts. Weil man falsch sucht, meistens.

Wenn man Glück hat begegnet man recht zeitnah oder auch etwas später einem Menschen der einen versteht, so richtig, so ohne Worte. Und der weiß welches Lied für ihn passen würde. Dann braucht man kein Glück mehr sondern nur noch seine Ohren um den Kopf endlich erlösen zu können von der Suche nach dem richtigen Lied. Dann ist alles wieder gut.

Es gibt für jede Situation das richtige Lied. Aber nicht für jeden Menschen und jede Situation. Aber wenn sich zwei Menschen finden, die fast immer richtige Lieder für die Sorgen und Wünsche und Freuden des Anderen finden, dann ist das schön.

  • Published on May 09, 2010
  • 179 words

Just The Faces Change

02
May 2010

Ich würde was drum geben mal wieder so richtig natürlich sein zu können. Tagein tagaus die selbe Maske, immer nett und hilfsbereit für die ganze Welt. Ist ja auch nicht so wichtig, dass nie was zurück kommt. Als ob ein winzig kleines Danke schon zu ewiger Ergebenheit verpflichtet. Wäre mir neu.

Die Schattenseite des Gutfreund seins. Nichtmal. Eigentlich die Schattenseite des hier Mensch seins. Niemals ehrlich sein. Sich wie alle anderen auch verstecken. Weil wir Angst vor uns selbst haben. Nicht vor den anderen.

Es macht keinen Spaß jeden Morgen in der U-Bahn den Volkstrauertaggesichtsausdruck präsentiert zu bekommen, gerade so, als ob kurz vorm Einstieg acht schwere Tragödien auf einmal eingetreten sind. Das kann man selbst als Frohnatur nicht ewig durchhalten. Recht schnell legte ich mir auch diese hübsche Melancholiemaske zu, werd ich wenigstens nicht mehr so komisch angesehen, so wie man angesehen wird, wenn man es wagt in der freien Wildbahn zu lachen.

Wie auch immer.

Mal da draußen und nicht auf euren Bildschirmen mein inneres nach außen kehren dürfen. Das wäre was feines.

  • Published on May 02, 2010
  • 175 words

I'm Still Here

30
Apr 2010

Newsletter sind ja an und für sich ein schon fast ausgestorbenes Informationsformat. Ein paar interessante gibt es aber dann doch noch. Für mich zum Beispiel den von Kula Shaker. In dessen neuester Ausgabe schrieben sie, dass es einen neuen Song und bald auch ein neues Album geben wird.

Warum?

Weil Kula Shaker einzigartig sind. Aber gut. Das wird nicht reichen. Einzigartig sollte jede Band, sollte jeder Künstler sein, wenn er sich behaupten möchte. Das war schon immer so und das wird mit der zunehmenden Medienverfügbarkeit und Bereitstellungsmöglichkeit immer wichtiger. Zurück zu Kula Shaker. Historisch betrachtet könnte man sagen, dass Kula Shaker eine der vielen Britpop-Bands sind. Andererseits, was sagt das schon. Zwischen Suede, Oasis, Radiohead, Supergrass, Pulp, Blur, Kula Shaker und den vielen anderen gibt es letztendlich nicht so sehr viele (musikalische) Gemeinsamkeiten. Was Kula Shaker auszeichnet - einzigartig macht - ist eine Verknüpfung die es in der Form bei britischer Musik zuletzt bei den Beatles gab. Ein Wort: Indien.

Man hört es raus, aus jedem Wort, aus jedem Ton, aus jeden Lied. Der Frontmann und vornehmliche Songschreiber Crispian Mills hat einige Zeit seines Lebens in Indien verbracht und schafft es zusammen mit dem Rest der Band immer wieder Konzepte traditionell indischer Musik mit mehr oder weniger modernem Rock, manchmal sogar fast Elektro-Pop zu verbinden. Natürlich sind nicht alle Stücke gleich gut, doch im großen und ganzen ist Kula Shaker eine verlässliche Größe wenn es um tiefsinnige Texte geht die möglichst keine eintönige musikalische Untermalung haben sondern durch die Musik zu einem zweiten Leben außerhalb ihres reinen Textdaseins erweckt werden.

  • Published on April 30, 2010
  • 270 words

Strawberry Fields Forever

29
Apr 2010

Ich war skeptisch. Sehr sogar. Zwar hatte ich viel gutes über Mia

Bernsteins Kurzgeschichtensammlung “Erdbeerflecken” gehört, doch war da immer meine stiefmütterliche Bindung zu Kurzgeschichten im Hinterkopf die mich lange Zeit davon abhielt das Buch - eigentlich eher Büchlein -  zu lesen.

Es war ein Fehler so lange zu warten. 134 Seiten gefüllt mit 14 wunderbaren Kurzgeschichten. Unterbrochen von Illustrationen die minimalistischer und doch treffender nicht sein könnten. Diese sind gezeichnet von Michaela von Aichberger. Schon allein das Zusammenspiel zwischen Text und nachfolgendem Bild ist mehr als Grund genug um das Buch zu lesen.

Übernimm die Verantwortung für dein Tun und Sein. Nicht den Kopf zerbrechen, das Chaos wird gar nicht sich deiner bemächtigen, wenn du heute dein Leben beginnst; es hat weit mehr zu bieten. Beschreite deinen neuen Weg. Es ist gut so, wie es ist. Sei mutig und trau dich. Sorg für dich. Ich liebe dich.

Lebensweisheit an Lebensweisheit gekettet zieht sich durch das ganze Buch ein roter Faden. Liebe. In allen Facetten dargestellt. Von himmelblau bis dunkelgrau. Das alles versehen mit dem ganz besonderen Schreibcharme von Mia Bernstein macht die Lektüre zu einem sehr kurzweiligen aber doch lehrreichem und schönem Erlebnis.

Erdbeerflecken
Mia Bernstein
Klare Texte + Bilder

  • Published on April 29, 2010
  • 208 words

Better Than Heaven

27
Apr 2010

Es gibt diese Worte. Sie bleiben einfach im Kopf und schwirren umher und drehen jeden Gedanken. Einmal. Zweimal. Dreimal. Oder noch öfter. Eben genau so lange wie die Gedankenschraube braucht um bei “schön” anzukommen. Nicht öfter, das wäre übertrieben.

“Ich vermisse dich.” sind drei solche Worte. Wenn sie denn vom richtigen Menschen kommen. Der Zeitpunkt ist eigentlich egal. Vermissen kann man sich ja leider viel zu oft. Da reicht schon eine trennende Glasscheibe.

“Ich denke an dich."
Mächtiger, viel mächtiger als das bloße Vermissen ist das aneinanderdenken. Fast glaubt man, Berge versetzen zu können im ausgelösten Gefühl durch Lesen oder Hören. Meistens Lesen. Das macht es noch grandioser aber zugleich auch noch schlimmer. Und doch fällt es trüben Gedanken in solchen Zeiten schwer sich gegen den Schraubenschlüssel zu wehren und schön gedreht zu werden.
Dann kommt der Schluckauf. Dann ist man glücklich.

  • Published on April 27, 2010
  • 142 words

Long Live Love

23
Apr 2010

http://twitter.com/eine_wie_keine
Es ist ein Versuch der zum scheitern verurteilt ist, jedesmal wieder, und doch ist es eine wichtige Frage: Was ist eigentlich Liebe?
Einzigartig. Das ganz bestimmt.
Ein Gefühl. Ganz bestimmt nicht. Nicht nur eins. Wie soll das denn funktionieren, Liebe als ein einziges Gefühl.
Ein Zustand. Nun, wenn es nicht nur ein, sondern anscheinend mehrere Gefühle sind, dann ist es vielleicht ein Zustand. Für den ein oder anderen mag das sogar schon dann und wann zutreffen. Allgemein ist aber auch Zustand nicht als ausreichend zu betrachten.
Was dann?
Nichts.
Nichts reicht.
Liebe ist mehr als alles.

  • Published on April 23, 2010
  • 102 words

Blame it on the Tetons

19
Apr 2010

Language is the liquid

That we’re all dissolved in

Great for solving problems

After it creates a problem

Modest Mouse

Sprache ist nicht unbedingt das sinnvollste Thema für einen Blogeintrag. Eigentlich ist Sprache gar kein sinnvolles Thema. Was will ich eigentlich sagen? Wenn ich das wüsste würde ich diesen Eintrag hier wahrscheinlich gar nicht verfassen. Im Grunde genommen steht in diesen vier Zeilen von Modest Mouse schon alles drin, was es über Sprache zu sagen gibt. Genau genommen reichen sogar die letzten beiden Zeilen. Denn alles, wirklich alles im Leben lässt sich im Endeffekt auf Probleme und Problemlösungen herunterbrechen. Und auf Kommunikation. Im Laufe der Evolution haben wir Menschen uns eine im großen und ganzen recht komfortable Möglichkeit angelegt unsere Gedanken zu äußern. Wir lernten Sprechen. Später dann Lesen und Schreiben.

Doch was nützt die Fähigkeit etwas auszudrücken, was man nicht begreifen kann? Was sind Gedanken wert, wenn man sich stundenlang darüber streiten kann, was eigentlich Gedanken sind? Oder anders gesagt: Was macht uns so besonders, dass wir davon sprechen zu sprechen, zu denken, zu glauben, überhaupt Meinungen haben und bilden zu können, all diese abstrakten, nicht auf motorische, sichtbare Handlungen rückführbaren Aktionen, die wir im Laufe unseres Lebens ausführen.

Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. 42 ist mit Abstand die genaueste und zuverlässigste Antwort die ich geben kann. Und selbst die ist noch ziemlich wage.

Wenn man Meyers Konversationslexikon (4. Auflage, Leipzig und Wien 1890) fragt, landet man schnell bei Wilhelm von Humboldt und seiner doch irgendwie treffenden Definition der Sprache, welche “die ewig sich wiederholende Arbeit des menschlichen Geistes, den artikulierten Laut zum Ausdruck des Gedankens fähig zu machen” (Meyers, Bd. 15, S. 178) ist. Doch dann kommt schnell die nächste Frage, der nächste Gedanke: Was eigentlich sind Gedanken? Wenn es um die Beantwortung solcher Fragen geht, begiebt man sich bekanntermaßen am Besten zu der Wissenschaft, die sich schon seit tausenden Jahren exakt diese Fragen stellt. Zu den Philosophen. Im “Historischen Wörterbuch der Philosophie” (Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, Basel 1995) heißt es:

Im Deutschen hat das Wort <S.> zwei Bedeutungsfelder. <S.>, allgemein verstanden, bezeichnet in einem umfassenden Sinn den gesamten Bereich dessen, was mit der Äußerung von Vorstellungen, mit Ausdruck, Appell und Mitteilung sowie mit Formen und Materialien, Medien und Techniken usw. zu tun hat: Sprechen und artikuliertes Denken, Worte und Wörter, Satz und Text, ferner Stimme, Laut und Schrift […]

HWPh, Bd. 9, Sp. 1437

Das ist doch schon um einiges greifbarer. Sprache ist also ein Mittel, was nicht nur dazu da ist Gedanken auszudrücken. Irgendwie tröstlich. Bleibt die Frage, wie sich Sprache zu Bewusstsein verhält, oder: Denken wir in der selben Sprache in der wir Sprechen und wenn ja, ist das eine bewusste Entscheidung, wenn nein, ist unser Verständnis der Aussagen innerhalb des Körpers - also in unserem Bewusstsein - ein anderes, weil in einer anderen Sprache gedacht, als das Verständnis, welches außerhalb ankommt?

Ich glaube, ich werde hier zu keinem endgültigen Schluss kommen. Wahrscheinlich ist dies auch gar nicht möglich. Denn wie soll man etwas definieren, was man benötigt um die Definition überhaupt formulieren zu können.

Oder um es mit den Worten des - auch anderweitig für diesen Artikel sehr inspirierenden - @Weiszklee zu sagen:

Wir haben ja nur unser aus Wörtern gebautes Bewusstsein, um über die Wörter und das Bewusstsein nachzudenken. Das kann nichts werden.

@Weiszklee

  • Published on April 19, 2010
  • 574 words

Paint The Silence

15
Apr 2010

Es gibt Menschen, denen hat man fast zu viel zu sagen. Nicht im negativen Sinne. Sondern einfach nur zu viele für diese eine Person mehr oder minder wichtige Worte die gleichzeitig im Kopf herumschwirren. Das kann manchmal durchaus ein nicht verachtenswertes Problem werden.

Zum Beispiel genau dann wenn man mit dieser Person redet. Über alles und die Welt und das Universum und den Rest. Und dann ist auf einmal Stille. Diese ungute störende Art von Stille, die bei solchen Menschen eigentlich per Definition nicht auftreten kann. Doch wenn sie dann - Murphy und Ausnahmenregeldingsbestätigungstreu kommt, ist sie grauenhaft. In genau diesen Momenten fällt einem nämlich nie eine dieser vielen tausend Kleinigkeiten ein, die man noch sagen wollte.

Fast schlimmer kann es aber werden zu schreiben und dabei zu wissen, dass man ja aufgrund des Mediums theoretisch all diese vielen ungesagten Unwichtigkeiten loswerden könnte. Wenn man schreibt fallen sie einem ja auch meistens ein. Früher oder später. Doch dann sind es garantiert viel zu viele. Dann hört man meist viel früher mit der Nachricht auf, als unter Umständen sinnig wäre, wegen der komischen nie schlafenden Stimme im Kopf. Die dann was erzählt von “zu viel”, “nervig” oder vielleicht auch einfach nur von diesem absurden Gedanken irgendwann möglicherweise mal nichts mehr zum sagen zu haben.

  • Published on April 15, 2010
  • 213 words

Knowitall

14
Apr 2010

Das ging mir früher auch mal so. Das habe ich auch schon mal erlebt. Wie oft sagt man diese zwei Sätze zu jüngeren, wieviel öfter sagt man sie wohl, wenn man noch älter wird. Wahrscheinlich zu oft. Denn im Grunde genommen weiß man ja, dass es genau diese beiden Sätze sind, die man in diesem früher auch nie hören wollte. Einhergehend mit dem: Das ist alles ganz anders. Das wirst du dann schon verstehen. Doch leider, leider stellt man irgendwann fest, dass man nicht um die Verwendung dieser Floskeln umhin kommt. Das man manche Dinge einfach am Besten damit erklären kann. Dummerweise sieht das die Gegenseite ganz und gar nicht so.

Früher - das klingt so komisch, eigentlich ist dieses früher erst wenige Jahre her, aber es ist ja dennoch in der Vergangenheit - früher fand ich diese Sätze auch immer nervend, manchmal fast verletzend. Da schwang immer diese “du kleines Dummerchen”-Haltung mit. Bisher habe ich jedesmal nach einem gewissen Zeitabstand dann verstehen können, warum die jeweilige Floskel gefallen ist. Daher verwende ich sie inzwischen auch, obwohl ich mich lange dagegen gesträubt habe, weil ich ja weiß, dass man sie nicht gerne liest bzw. hört.

  • Published on April 14, 2010
  • 195 words